Über Fachzeitschriften mit hohem und niedrigem Impact Factor…

21 April 2014  |  Geschrieben in Forschung und Schreiben, Impact Factor   |  Schreiben Sie einen Kommentar »

Wissenschaftliche Zeitschriften messen den Grad ihrer Bedeutsamkeit und ihres Einflusses oft an ihrem “Impact Factor” (IF). Der Impact Factor ist nichts anderes als ein Maß, dass die durchschnittliche Zahl an Zitierungen in verschiedenen Arten von Medien, u. a. Online- und akademischen Magazinen und ähnlichen Publikationen widerspiegelt. Im Wesentlichen ist eine Zeitschrift mit hohem IF eine Zeitschrift, die von vielen Publikationen und Experten zitiert wird. Ein hoher Impact Factor bedeutet also in der Regel, dass eine Zeitschrift als “bedeutender” gekennzeichnet wird, und ist somit ein Zeichen dafür, dass eine Zeitschrift es verdient, mehr beachtet und berücksichtigt zu werden, als Zeitschriften mit niedrigerem IF-Wert. Lesen Sie weiter, um von meinen Erfahrungen mit einigen unterschiedlichen Fachzeitschriften mit hohem IF zu hören.

Der High Impact Factor und der Artikelauswahlprozess
Wissenschaftliche Zeitschriftehohem Impact Factorn mit hohem IF, deren Bedeutung und Einfluss größer sind als die anderer Zeitschriften, können es sich im Allgemeinen leisten, bei der Wahl der Artikel, die sie herausbringen, selektiv vorzugehen. Aus dem einfachen Grund nämlich, dass Zeitschriften mit hohem IF mehr Einreichungen erhalten, da Autoren und Forscher darauf hoffen, ihre Werke häufig zitiert zu sehen. Wenn es Ihnen gelingt, eine wissenschaftliche Forschungsarbeit in einer wissenschaftlichen Fachpublikation mit hohem Impact Factor zu platzieren, dann wird Ihr begutachteter und angenommener Artikel möglicherweise häufiger zitiert und in der Folge von einem größeren Leserkreis gelesen. Einen Artikel in der richtigen “Hoch-IF” Zeitschrift unterbringen zu können bedeutet somit, dass Ihrer Arbeit mehr Beachtung zuteil wird, was wiederum mehr finanzielle Forschungsmittel von verschiedenen Regierungseinrichtungen, privaten Stiftungen sowie der Industrie bedeuten kann.

Leider ist der Nachteil bei der Einreichung eines Artikel bei einer bedeutenden Zeitschrift mit hohem Impact Factor eben genau jener Faktor, welcher die Zeitschrift für die meisten Forscher ursprünglich so attraktiv gemacht hat: die Selektivität. Die Bewertung durch Fachexperten, das sogenannte “Peer Review”, kann bei Magazinen mit hohem IF deutlich schwieriger sein (und länger dauern) als bei wissenschaftlichen Zeitschriften mit niedrigerem IF. Manchmal jedoch macht es sich bezahlt, eine Ablehnung zu riskieren und längere Wartezeiten bei der Einreichung bei einer Zeitschrift mit hohem IF in Kauf zu nehmen. Wenn auch nur, weil Zeitschriften mit hohem IF auch einen besseren Wert beim “Lebenszyklus” der Zitierungen bei angenommenen und daraufhin erschienen Artikeln aufweisen.

Mit anderen Worten: Ein Artikel, den Sie in einer wissenschaftlichen Zeitschrift unterbringen, die einen hohen Impact Factor hat und hochangesehen ist, wird über einen sehr langen Zeitraum zitiert werden und dazu beitragen, dass das Potential steigt, dass Ihre Worte gelesen werden und Ihre Forschungsarbeit die Zuteilung von Forschungsgeldern beeinflusst. Sie sollten sich allerdings stets darüber im Klaren sein, dass die Selektivität, die bei Zeitschriften mit hohem Impact Factor herrscht, Ihnen große Sorgen einbringen kann. Sie könnten in die Mangel genommen werden mit Befragungen durch die Lektoren und Redakteure der Zeitschriften. Sie könnten sich plötzlich verletzender Kritik ausgesetzt sehen oder Abfuhren erhalten, die als “hilfreiche Vorschläge” auftreten. Das war zumindest meine Erfahrung bis jetzt.

Niedriger Impact Factor, bessere Behandlung
Obwohl ein hoher Impact Factor bei akademischen Zeitschriften mit großer “Bedeutsamkeit” gleichgesetzt wird, würden Sie kaum jemanden in der Welt der Wissenschaften finden – zumindest niemanden mit gutem Ruf – der behaupten würde, dass eine Zeitschrift mit niedrigerer IF-Bewertung weniger wertvoll wäre als eine mit einem höheren IF. Denken Sie nur an das Motto einer sehr hoch angesehenen amerikanischen Autoverleihfirma: “Wir sind die Nummer 2. Wir strengen uns mehr an.” Da die Firma nicht die führende Ihrer Branche war, bemühte sie sich umso mehr, Kunden anzulocken, weil sie die Nummer 1 der Autoverleiher von ihrem Platz verdrängen wollte.

Wenn man es beim Einreichen eines Artikels mit Zeitschriften mit niedrigerem IF zu tun hat, ist es in gewissen Fällen so, als würde man den Diensteifer eines konkurrierenden Autoverleihs erfahren, der den ersten Platz einzunehmen versucht. Zeitschriften mit niedrigem IF strengen sich mitunter mehr an, qualitativ hochwertige Artikel und Arbeiten zu bekommen, damit ihr IF steigt, und arbeiten mehr kollegial mit den Autoren und Forschern zusammen.

Gibt es einen guten Grund für den niedrigeren IF?
Natürlich gibt es manchmal auch vollkommen offensichtliche Erklärungen, weshalb eine bestimmte wissenschaftliche Fachzeitschrift einen niedrigeren IF-Wert aufweist als eine konkurrierende, von Fachexperten im peer review bewerte Zeitschrift. Mitunter ist eine wenig angesehene Zeitschrift mit niedrigem IF auch einfach an einer ganz bestimmten Leserschaft interessiert und hat kein Interesse daran, die bequeme kleine Nische zu verlassen. Oder vielleicht publiziert die Zeitschrift ja einfach nur nicht ganz so bahnbrechend exzellentes Material. Beides kommt vor.

Ich persönlich habe Arbeiten und Artikel sowohl bei Zeitschriften mit hohem Impact Factor als auch bei unbedeutenden Zeitschriften mit niedrigem IF eingereicht und ich wurde bei beiden von den Redakteuren und Herausgebern sehr unterschiedlich behandelt. Ich wurde von den Vorteilen der Zeitschriften mit hohem IF überzeugt und ich habe die Nachteile bei niedrig-IF Zeitschriften erlebt, aber ich habe auch erstklassige Betreuung bei einer Zeitschrift mit niedrigem IF erhalten und bin bei Zeitschriften mit hohem IF überhaupt nicht beachtet, respektlos behandelt und ignoriert worden. Egal wie gut Sie sich informieren und vorbereiten, manchmal gibt es scheinbar keinen Sinn und Verstand im System der wissenchaftlichen Einreichung und Veröffentlichung.

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