Schreiben und schreiben lassen: Nicht immer hat der Autor wirklich mitgeforscht

22 Juli 2014  |  Geschrieben in Publikation, Vermarktung   |  Schreiben Sie einen Kommentar »

Ein Ehrenautor erscheint trotz geringerscientific-authorship Leistung als Autor eines Papers, ein Ghostwriter verzichtet trotz substantiellen Beiträgen auf eine Nennung. Wie oft stimmen eigentlich die Namen auf dem Paper mit denen auf dem Laborkittel überein?

Gefährliche Geisterhand

Ghostwriter tauchen eher bei Arbeiten auf, die der akademischen Qualifizierung dienen. Sie erlauben es, sich von der lästigen Leistungspflicht freizukaufen (nämlich für eine vollständige Doktorarbeit zum Preis von etwa 25.000 Euro). Mit dem zunehmenden Einsatz von Antiplagiatssoftwares wird die Problematik in diesem Segment künftig eher noch zunehmen. In Papers, Artikeln und Konferenzbeiträgen geht es nur zweitrangig um Geld. Besonders in den Fachgebieten der Pharmazie und Medizin wird der wahre Autor bisweilen vertuscht, um Interessenskonflikte zu verheimlichen, etwa wenn gewinnorientierte Pharmafirmen in einer Studie mitmischen. Geld fließt dann mitunter in die entgegengesetzte Richtung: Vom Schreibenden zum „Autor“, der seinen Namen zur Verfügung stellt, um Objektivität vorzutäuschen. Um so gefährlicher und potentiell schädlicher sind die Vorfälle hier, zur ethischen Dimension kommt eine legale. Aus einer Umfrage der New York Times geht hervor, dass bis zu 10% der Artikel in prestigeträchtigen Medizinjournals von dieser Form des Betrugs betroffen sind. Schockierend!

Unehrenhaft hinters Licht geführt

Ein Ehren- oder Gastautor kommt hingegen zum Einsatz, wenn aus einem Namen oder einer Position Vorteile gezogen werden können. Oft werden Vorsteher von Forschungsstätten oder Instituten in Werken, die aus ihrer Einrichtung kommen, fast schon standardmäßig als Autor aufgeführt, selbst wenn sie an einem bestimmten Projekt nur am Rande beteiligt waren. Ihre Publikationsliste verlängert sich dadurch, das Paper wird ernster genommen. Win-win? Die Konsequenzen sind hier zwar weniger gravierend als beim Einsatz eines Ghostwriters. Als harmlosen Gefallen, der einem verdienten Kollegen getan wird, womit das Phänomen bisweilen gerechtfertigt wird, darf es aber sicherlich nicht durchgehen. Nehmen beispielsweise Reviewer an, dass ein prominenter Vertreter des Faches die Daten und Schlüsse bereits gutgeheißen hat, so arbeiten sie möglicherweise weniger genau. Die Ehrenautorschaft scheint noch geläufiger zu sein als der Einsatz eines Ghostwriters, geben doch in einer weiteren Umfrage (ebenfalls im Bereich der Medizin) doppelt so viele Autoren an, auf diese List zurückzugreifen. Bei Artikeln mit neuen Forschungserkenntnissen (also unter Ausschluss von Metastudien, Kommentaren, etc.) tritt dieses Fehlverhalten sogar bei jedem vierten Artikel auf! Kein Wunder zweigt sich ein enger Personenkreis von unter einem Prozent der weltweit aktiven Forscher für 40% der veröffentlichten Papers mitverantwortlich! Während Ghostwriter in den letzten Jahren seltener geworden sind, lassen die Daten bei Ehrenautoren leider keine abnehmende Tendenz erkennen.

Stopp, bevor es zu spät ist!

Höchste Zeit, die Problematik anzugehen. Viele Journals haben explizite Formulierungen über die nötige Ehrlichkeit im Bezug auf genannte Autoren in ihre Verträge und Geschäftsbedingungen aufgenommen, einige verwenden Zeit und Energie auf die Überprüfung und Durchsetzung. Ghostwriting kommt bereits zunehmend seltener vor, zumindest bei Artikeln mit Peer Reivew. Vorstellbar ist, dass ein potentieller großer Gerichtsfall diese Entwicklung beschleunigen würde. Auch im Zusammenhang mit Gast- und Ehrenautoren sind prominente Skandale denkbar. Man stelle sich vor, in einem Artikel, der beispielsweise einen Nobelpreisträger als Autor nennt, würden signifikante Mängel festgestellt. Dass die Selbstregulierung der akademischen Gemeinde Wirkung zeigt, bevor solche Szenarien eintreten, kann gegenwärtig leider nur gehofft werden.

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*