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DIY Labs: Naturwissenschaften ja, akademische Steife nein

DIY LabHaben Sie sich auch schon mal gefragt, wie viel Energie das Kollegium an Ihrem Institut oder Ihrem Labor kollektiv in eigentliche Forschung investieren kann? Lehrtätigkeiten sind nötig und wichtig, natürlich. Aber Geldmitteln hinterher zu jagen, Journalrichtlinien nachzuschlagen, der Uni-Bürokratie gerecht zu werden, Laborverfahren zu befolgen, Kommunikationsaufgaben wahrzunehmen, Reviewanfragen zu entsprechen, die Literatur und relevanten Rankings zu verfolgen und dabei stets die Hierarchien zu beachten kann einem schon einmal das Gefühl verleihen, in einem Hamsterrad zu rennen. Wie viel davon ist eigentlich nötig, oder wichtig?

Weniger ist mehr

DIY Labors lassen von einer einfacheren Welt träumen. Diese Gemeinschaften, locker unter dem Schirm von DIYbio zusammengefasst, ermöglichen Laien einen Zugang zu Naturwissenschaften, etwa so, wie Buchclubs auch Leuten offenstehen, die keinen akademischen Hintergrund in Literaturwissenschaften haben. Im Vergleich zur formalen Forschungseinrichtung gibt es deutlich weniger Geld, weniger Ausrüstung, dafür weniger Vorschriften. Der Kreativität freien Lauf lassen, eigenen Ideen nachgehen, sich locker austauschen: Könnte denn in diesem Umfeld „echte Forschung“ möglich sein? Wie könnte ein Fachmann profitieren? Eine klassische akademische Karriere wird wohl eher nicht abheben in den Räumlichkeiten, die oft irgendwie an eine Kreuzung von Chemiebaukasten und Hobbykeller erinnern (jedoch ohne, dass Sicherheitsbedenken vernachlässigt würden). Dafür muss auch in absehbarer Zukunft weiterhin an Publikationen geschnitzt werden.

Innovativ und kreativ

Der Open Access Gedanke ist in die „Biohacking“ Bewegung eingewoben: wichtige Elemente von Volksbildung, Austausch und Fortschritt treffen in diesem Konzept aufeinander. Neue Publikationsmodelle ermöglichen es, Erkenntnisse dem öffentlichen Diskurs auszusetzen, auch wenn sie außerhalb von etablierten Forschungsinstituten erreicht wurden. 3D Drucker sind ein wichtiges Thema, denn sie sind nicht nur selbst ein Instrument, sondern erlauben es auch, kostengünstig Ausrüstung zu erstellen. Labore selbst, aber auch bestimmte Projekte, die darin entstehen, versuchen mitunter, sich durch Crowdfunding zu finanzieren. Gentechnologie kann durchaus in diesem Rahmen betrieben werden. Wussten Sie, dass ein Teenager im Alleingang eine neue Behandlungsmethode für Krebs entwickelt hat? Oder dass eine Privatperson einen Satelliten ins Weltall geschossen hat?

Gigantisches aus der Garage

Das klingt alles wahrlich nicht nach einer universitären Einrichtung, weder nach Vergabekomitees noch nach Hierarchien, die man sich hocharbeiten muss, bevor eigene Pläne umgesetzt werden können. Vielmehr klingt es nach den Garagen und Kellerräumen, in denen die IT-Giganten unserer Zeit einst entstanden sind – auch die Biohacker sind mit viel Leidenschaft unterwegs, jedoch oft ohne klares Ziel, ohne akademischen Anspruch und ohne ausgefeilten Businessplan. Formale Forschungseinrichtungen bemühen sich, enger mit der Wirtschaft zusammenzuarbeiten. Gemeinsame Projekte, Hochschul-Spinn-Offs oder Start-Ups aus dem akademischen Umfeld werden häufiger, und gewisse Erkenntnisse bedingen definitiv die Strukturen und Finanzmittel, die nur universitäre Forschung bieten können. DIY Labs sind dazu aber mindestens eine willkommene Ergänzung. Man kann sich leicht ausmalen, dass ein Engagement von motivierten Personen mit akademischem Bezug für alle Beteiligten befruchtend sein kann!

Forschung und Ethik: Unkenntnis so problematisch wie Böswilligkeit

Forschung & EthikAb und zu schaffen es Fragen der Forschungsethik in die politische Debatte: Sollten experimentelle Wirkstoffe gegen Ebola an Patienten abgegeben werden? Unter welchen Bedingungen darf an Stammzellen geforscht werden? Welche Sicherheitsmaßnahmen sind nötig, um zu Forschungszwecken genmanipulierte Pflanzen auszusäen? Wo Forschung direkt an oder mit Menschen, Tieren oder deren Umfeld arbeitet, stellen sich manchmal grundsätzliche und weitreichende Fragen, auf die die Gesellschaft als Ganzes Antworten finden muss. Als Doktorand begegnet man der Forschungsethik aber häufiger im Zusammenhang mit entsprechenden Abschnitten in Projektanträgen, die verfasst werden müssen, in Erklärungen, die unterzeichnet werden müssen und in scheinbar endlosen Formalitäten.

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Ethische Stolpersteine lauern im Detail

Akademiker am Anfang ihrer Karriere leiten typischerweise keine großangelegten Experimente, die an den Grenzen des Erlaubten kratzen. Viel eher ergeben sich ethische Probleme im Kleinen, in Aspekten, die schnell übersehen werden können. Etwa, wenn vertrauliche Informationen von Probanden offen auf dem Bürotisch liegen bleiben. Wenn die Frage aufkommt, ob und wie Studienteilnehmer entlohnt werden sollten. Wenn eine Hilfskraft zum Transkribieren von Interviews herangezogen wird, ohne abzuklären, ob diese durch Zufall Studienteilnehmer persönlich kennen könnte. Oder wenn potentielle Interessenskonflikte nicht vor der Publikation eines Papers offengelegt werden.

Richtlinien kennen: Eigenverantwortung ist gefragt

Zu etablierten Abläufen gibt es etablierte Richtlinien, beispielsweise für Interviews mit älteren Personen, zu Einverständniserklärungen von Leuten mit eingeschränkten Sprachkenntnissen, für wirklich zufälliges Einteilen in Behandlungs- und Kontrollgruppen, oder zur frühzeitigen Publikation von Erkenntnissen an Konferenzen. Um Stolpersteine zu vermeiden ist es unerlässlich, sich mit solchen Richtlinien vertraut zu machen, denn wie obige Beispiele zeigen, ist Unkenntnis mindestens so problematisch wie Böswilligkeit (letztere kann etwa dazu führen, dass ungünstige Datenpunkte weggelassen, oder gar Ergebnisse gefälscht werden). Doktoranden werden oft Lehrveranstaltungen oder zumindest Merkblätter mit konkreten Anforderungen und Hinweisen zu ihrem Fachgebiet angeboten. Betreuer und Projektleiter sollten kritische Entscheidungen nicht unerfahrenen Personen überlassen. Bleiben dennoch Fragen offen, liegt es in der Eigenverantwortung der jungen Akademiker, aktiv zu werden und Rat zu suchen, sei es in der Literatur oder bei Betreuern und Kollegen.

Ethikkommissionen als Freund und Helfer

Nicht alle Studien müssen zwangsläufig von der Ethikkommission des jeweiligen Instituts abgesegnet werden. Auf eine freiwillige Überprüfung wird oft verzichtet, nicht zuletzt weil überbordende Bürokratie in diesem Bereich ein schlechtes Image geschaffen hat. Die externe Einschätzung sollte aber als wertvoller Input zu einer Studie gesehen werden, denn Ethikkommissionen sind stets interdisziplinär zusammengesetzt und können so Aspekte abdecken, die dem Forscherteam leicht entgehen. Im Verlauf des berüchtigten Stanford Gefängnisexperiments, in dem Teilnehmer zu Wärtern und Gefangenen gemacht wurden, kam es zu massiven Übergriffen. Nicht nur durch den Film „Das Experiment“ wurde diese Episode der Wissenschaft berühmt, auch heute noch wird sie als Beispiel für ethisch problematisches Vorgehen verwendet. Die gute Nachricht: Keine heutige Ethikkommission würde die Fehler im Design übersehen, die dem Team um Versuchsleiter Zimbardo aus Naivität entgingen – nicht etwa aus Rücksichtslosigkeit oder überzogener Ambition.

So spektakulär ist ethisches Fehlverhalten in der Wissenschaft selten. Zu folgenreichen negativen Konsequenzen für Studienteilnehmer, Akademiker und Erkenntnisgewinn kann es durch Nachlässigkeit dennoch kommen. In Prävention investierte Zeit zahlt sich aus!

Was Sie aus vier typischen Doktorandenproblemen lernen können

4 Probleme DissertationDie tägliche Arbeit während der Dissertation ist nicht nur anspruchsvoller als vorherige Ausbildungsphasen oder Arbeitsstellen, sondern auch anders. Gedankengänge und Arbeitsschritte, die nötig sind um neues Wissen zu schaffen, sind nicht dieselben, die gefordert waren, um existierende Kenntnisse zu absorbieren. Plötzlich muss man Zeit selber einteilen, sich aber auch mit den Gepflogenheiten des Teams, der Fakultät und der Journals vertraut machen. Mehr Eigeninitiative und soziale Kompetenz sind gefragt. Darauf ist das Masterstudium oft keine ausreichende Vorbereitung. Entsprechend kämpfen viele Doktoranden gegen dieselben Windmühlen.

Ablenkung

Soziale Netzwerke, e-Mail, Fakultätssitzung, Urlaubsplanung, Lehrtätigkeiten, Zeitung lesen, Computertastatur von Krümeln befreien, relevante Konferenzen ausfindig machen, Networking… Die verschiedenen Nebenaufgaben, die zum Doktorat gehören, gesellen sich zu den bekannten Quellen der Ablenkung und die Versuchung wird größer, wenn der Zeitrahmen nicht mehr in Monaten, sondern in Jahren gemessen wird. Um dieses Problem anzugehen, gibt es viele Strategien; welche am besten wirkt, ist sehr individuell. Oft hilft jedoch ein strukturierter Alltag mit mehr oder weniger fixen Arbeitszeiten, innerhalb derer bestimmte Zeitblöcke für verschiedene Aufgabenbereiche reserviert sind. Die Forschung selbst bildet meist die größte, unstrukturierteste und damit bedrohlichste Aufgabe. Es kann sich lohnen, diese in überschaubarere Teile zu gliedern und Meilensteine und Fristen zu setzen. Manchen hilft es, diese dann mit dem privaten Umfeld zu teilen, um den eigenen Fortschritt besser zu überblicken. Von zu Hause aus zu arbeiten ist nicht für jede Person ideal.

Zu breites Interesse

Auf dem Laufenden zu bleiben ist eine wichtige Aufgabe für Forscher, die aktuelle Literatur und die Entwicklungen im eigenen Feld müssen verfolgt werden. Wie intensiv dies geschieht, kann sehr stark variieren. Besonders für Akademiker am Anfang ihrer Karriere ist es schwierig, die Zeit dafür richtig einzuteilen. Die relevanten Journals und wichtigsten Namen kristallisieren sich erst nach und nach heraus. Journalartikel quer zu lesen ist eine Fähigkeit, die eingeübt werden muss. Über den Tellerrand zu blicken ist zwar löblich, wer sich aber für alles und jedes interessiert, droht rasch in der Informationsflut zu ertrinken.

Unrealistische Erwartungen an sich selbst

Am Anfang, mit Blick fürs große Ganze aber wenig Detailkenntnissen, wirkt das gewählte Thema faszinierend und verspricht, die Grenzen des Bekannten tatsächlich zu erweitern. Die Datensammlung verläuft dann aber nicht ganz so glatt wie erhofft, Literatur, die das Thema streift, wird entdeckt, die Begeisterung der Kollegen hält sich in engeren Grenzen als erwartet. Wer seine Forschungsarbeit mehrere Jahre im Voraus planen muss, sollte sich darauf gefasst machen, dass solche Rückschläge nicht nur eine vage Möglichkeit sind, sondern den weitaus meisten Doktoranden an der ein oder anderen Stelle einen Stock zwischen die Beine werfen. Wer die eigene Erwartungshaltung auf einem realistischen Level halten kann und ein starkes Unterstützungsnetz hat, hat weit bessere Chancen, die angefangene Arbeit dennoch zu einem guten Abschluss zu bringen.

Verhältnis zum Doktorvater

Der Erstbegutachter gibt Input, berät bei der Themen- und Methodenwahl und hilft bei Schwierigkeiten. Kurz: er betreut. Aber er benotet auch. Dies macht das Verhältnis oft schwierig; hinzu kommt, dass sich dieses im Verlauf der Dissertationsjahre wandelt. Zu Beginn kennt sich der betreuende Professor in der akademischen Welt und in seinem Fach besser aus, mit der Zeit sollte sich der Doktorand jedoch im gewählten Teilgebiet zum Experten mausern. In dieser Situation kann es schwierig sein, Kritik an der Arbeit, in die man viel Zeit und Energie investiert hat, richtig einzuordnen. Ergeben sich Probleme mit dem Betreuer, gibt es zahlreiche andere Anlaufstellen in der virtuellen, wie auch in der realen Welt, die weiterhelfen können. Fast immer muss sich der Doktorand jedoch aktiv um Hilfe bemühen.

Keine zwei Personen, Themen oder Dissertation sind identisch. Manche Doktoranden haben das Glück, den „typischen Problemen“ ganz zu entgehen. Für andere können diese Punkte ein kleines Ärgernis sein, für einige aber auch zum Fluch werden, der Arbeit und Leben jahrelang überschattet. Wer aus den Problemen Anderer lernen kann und sich frühzeitig auf mögliche Herausforderungen vorbereitet, positioniert sich optimal, um diese effizient zu bewältigen.

Wer kann helfen, wenn es Doktorvater oder -mutter nicht können?

Dissertation AloneIm Optimalfall hat der Betreuer einer Doktorarbeit fachliches Interesse an der Dissertation „seines“ Doktoranden und gibt Input zu Inhalt und Methoden, motiviert aber auch, am Ball zu bleiben und unterstützt bei Networking und Karriereplanung. In der Realität hingegen steht die Arbeitsbelastung des Betreuers meist nicht hinter der des Doktoranden zurück. Es ist schwierig, Termine zu planen und auch der Betreuer kennt nicht auf jedes fachliche Problem die optimale Antwort. Unterschiedliche Positionen auf den Hierarchiestufen können es schwierig machen, sich auf ein gemeinsames Brainstorming einzulassen. Einige Akademiker sind Koryphäen, aber keine Kommunikatoren. Andere sind eher am Beitrag des Doktoranden zum Lehrauftrag des Instituts interessiert, als am Fortschritt der Dissertation. Und ab und zu verstehen sich Doktorand und Mentor schlicht menschlich nicht, oder zerstreiten sich im Lauf des Projekts.

Fragen, austauschen, untertauchen: Hilfe aus dem Internet

Wenn die Kommunikation ganz zusammengebrochen ist, oder (häufiger) ergänzende Informationen zu gehetzten Gesprächen zwischen Tür und Angel gesucht werden, wenn Organisationstipps oder schlicht Trost gefragt sind, ist die Situation nicht hoffnungslos: Schließlich bietet das Internet nicht nur das gesammelte Wissen der Menschheit – sondern auch Kontakt zu jenen, die diese Sammlung ständig erweitern und ergänzen. Als regelmäßiger Leser des Enago Blogs wissen Sie natürlich um die Nützlichkeit von Informationen und Tipps zum akademischen Leben und Schreiben! Weitere Beispiele von Anlaufstellen für praktische oder inhaltliche Fragen, für den Austausch von Informationen, Erfahrungen und Gefälligkeiten oder auch um einfach mal Dampf abzulassen (anonym oder nicht) und Mitkämpfer zu finden, sind etwa die internationalen Communities postgrad forum und versatile PhD, das deutschsprachige Doktorandenforum, oder das Doktoranden Netz. Auch Blogs sind eine effiziente Art, an neue und aufgearbeitete Informationen zu gelangen, die wichtige Diskussionen ins Rollen bringen können. The Thesis Whisperer ist besonders beliebt.

„Offline“ Angebote nicht vergessen

Nicht nur die Anonymität des Internets kann Gespräche ermöglichen. Viele Doktoranden haben das Gefühl, dass sie sich innerhalb ihrer Fakultät oder Institution nur an ihren Betreuer wenden sollten. Oft aber ist der Austausch mit Kollegen, die möglicherweise ähnliche Sorgen plagen, hilfreich, und nicht selten stehen auch erfahrenere Kollegen, die nicht direkt in die eigene Dissertation involviert sind, gerne mit Rat zur Seite. Viele Fakultäten bieten Beratungsstellen an, etwa solche für emotionale und geistige Gesundheit. Oft ist es möglich, Lehrveranstaltungen zu Projektmanagement, Präsentationstechniken, akademischem Schreiben und anderen relevanten Themen zu besuchen. Fachliche Fragen oder Gedankenexperimente können gute Gründe sein, Kontakte zu reaktivieren, mit denen man zum Beispiel an einer Konferenz über Ähnliches gesprochen hat.

Allerdings können solche Anlaufstellen nicht nur Teil der Lösung sein, sondern auch Probleme schaffen oder verlagern: Wer sich statt auf Facebook im sozialen Netzwerken mit PhD-Bezug verliert, hat wenig getan, um dem Titel näherzukommen. Wenn das Surfen oder auch die realen Kaffeeverabredungen im Pausenraum zu ziellos werden, ist es an der Zeit, die Strategie zu überdenken.

Schließlich gibt es auch eine zeitsparende Anlaufstelle für jene, die mit einer gehörigen Portion Selbstironie über die eigenen Unzulänglichkeiten, den manchmal schwierigen Alltag und die bizarren Situationen schmunzeln möchten, die sich eben nur während des Doktorats ergeben können: Die allseits beliebten PhD Comics.

Grob umrissenes Dissertationsthema: Grober Fehler

Dissertation ThemaEine präzise Fragestellung für eine größere Arbeit, insbesondere eine Dissertation, kann sich erst dann herauskristallisieren, wenn man sich gut in das Thema eingelesen hat. Da die umfassende Literaturrecherche bereits der erste Arbeitsschritt ist, ist es verlockend, das Thema der Dissertation zunächst offen zu halten. Es wäre ja auch schade, plötzlich über eine Information zu stolpern oder einen Gedankenblitz zu haben, der sich dann nicht verfolgen lässt, weil er sich knapp außerhalb der definierten Forschungsfrage befindet. Zudem ist beim einen oder anderen Absolventen auch noch die schulische „Mindestseitenzahl-Mentalität“ im Hinterkopf und die Furcht vor den vielen weißen Seiten.

 

Verzettelungsgefahr

Ein zu breit gewähltes Dissertationsthema wird aber mit großer Wahrscheinlichkeit nicht akzeptiert werden, denn mehr oder weniger zufälliges Herumstöbern gehört eben nicht zur wissenschaftlichen Methode. Es geht aber auch darum, den angehenden Doktoranden zu schützen. Hat sich dieser bereits intensiv genug mit dem Thema beschäftigt, um eine präzise Forschungsfrage formulieren zu können, so kann er auch eher eine qualifizierte Entscheidung darüber treffen, ob er die nächsten Monate oder Jahre seines Lebens diesem Thema widmen möchte. Die Dissertation ist für viele Akademiker die umfangreichste zusammenhängende Arbeit, die sie im Lauf ihrer Karriere je schreiben werden. Die Gefahr, sich zu verzetteln, abgelenkt zu werden und letztlich die Motivation zu verlieren ist sehr real, besonders für „Einzelkämpfer“, die nicht in ein Team oder größeres Projekt eingebunden sind. Dieses Damoklesschwert schwingt noch bedrohlicher über jenen, bei denen die Marschrichtung nicht so klar wie möglich durch das Thema und die gewählte Methode vorgegeben ist.

Wissenschaftlichen Beitrag belegen

Allgemeine Fragen sind schwerlich in den bestehenden Erkenntnisstand einzubinden, was aber eine essentielle Voraussetzung für eine wissenschaftliche Arbeit ist. Bei quantitativ ausgelegten Arbeiten muss beim Themenvorschlag bereits klar sein, welche Variablen für die Untersuchung herangezogen werden, nicht zuletzt um abklären zu können, ob genügend Daten vorhanden sind, respektive um aufzuzeigen, wie gesammelte Daten den Kenntnisstand erweitern können.

Zukunftsperspektiven

Denken Sie daran, dass Ihre Dissertation, einmal fertiggestellt, mehr Eindruck machen wird, wenn bereits der erste Blick aufs Titelblatt Sie als Experten in einem klaren Bereich ausweist. Wenn man Sie eher als „breit interessierten Leser“ wahrnimmt, wird es schwieriger, das Gegenüber von der eigenen Forschungserfahrung zu überzeugen. Wer auf dem Weg zu einer akademischen Laufbahn ist, kann daraufhin arbeiten, in der Dissertation „ausgelassene“ Themen in späteren Papers anzugehen. Diese Strategie ist deutlich erfüllender, und trägt mehr zum Fortschritt der Wissenschaft bei, als sich zu übernehmen und dann den eigenen Erwartungen nicht gerecht zu werden. Wer hingegen nicht übermotiviert ist, sondern im Gegenteil mit einem breit gefassten Forschungsthema die nötigen Vorleistungen vermeiden will, für den gibt es leider keinen besseren Rat, als was derjenige sicherlich bereits ahnt: Ohne Fleiß kein Preis!