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Wie viele Urheberrechte sollen beim Autor bleiben?

UrheberrechtAkademische Fachzeitschriften, die sich „klassisch“ durch Abonnentengebühren finanzieren, fordern von den Autoren die Übertragung von Urheberrechten an ihren Artikeln auf den Verlag. Dies ist nötig, um ihr Businessmodell möglich zu machen. Diese Praxis steht zwar im Rahmen der Open Access Bewegung zur Diskussion, kann aber nicht grundsätzlich als rechtlich oder ethisch problematisch bezeichnet werden. Jüngst hingegen, machte der angesehene Verlag „Nature Publishing Group“ von sich Reden, indem er neuerdings von den Autoren auch die Übertragung von, respektive den Verzicht auf Urheberpersönlichkeitsrechte fordert. Diese garantieren dem Autor zwei für den akademischen Publikationsbetrieb wichtige Rechte: Einerseits das Recht auf Anerkennung seiner Urheberschaft (mit anderen Worten: das Recht, seine Artikel mit seinem Namen versehen zu lassen) und andererseits, dass sein Werk nicht ohne Einverständnis verändert werden darf (außer bei stark eingeschränkten und seltenen Ausnahmefällen). Besonders der erste Punkt trifft ins Herz des akademischen Publikationsbetriebs: Die Wirtschaft setzt finanzielle Anreize, in der Forschung hingegen ist der Reputationsgewinn die Triebkraft. Sichert sich ein Verlag die Möglichkeit, Artikel anonym zu veröffentlichen, so steht das gesamte System auf dem Spiel.

In der Praxis nur halb so wild

Das betreffende Verlagshaus beteuert, dass es ihm ausschließlich um den zweiten Punkt geht: Wird der Inhalt eines Artikels gerechtfertigterweise angezweifelt, so will der Verlag sich die Möglichkeit offen halten, Korrekturen zu publizieren oder einen Artikel zurückzuziehen – im Extremfall auch gegen den Willen des Autors. Und selbst dies geschehe erst, beteuert die „Nature Publishing Group“, wenn alle Möglichkeiten der Kooperation mit dem Autor ausgeschöpft seien. Inhaltlich kling dies schlüssig, denn Autoren und Journals sind gegenseitig aufeinander angewiesen. Zwar kann ein Verlag, der sehr anerkannte Fachzeitschriften beheimatet, durchaus einen gewissen Druck auf Autoren ausüben. Würden die neuen Vertragsbestimmungen jedoch in die Tat umgesetzt und Texte verändert oder weiterentwickelt und ohne Verbindung zum Namen des Autors veröffentlicht werden, worin bestünde denn deren Motivation, kostenlos Inhalte zur Verfügung zu stellen?

Und in Zukunft?

Die Open Access Idee hat in der akademischen Verlagslandschaft bereits breite Umwälzungen angestoßen. Noch ist nicht klar, ob und welche neuen potentiellen Businessmodelle einzelne Verlage testen werden. In diesem Umfeld ist eine gesunde Skepsis im Bezug auf geistige Eigentumsrechte sicherlich angebracht. Juristisch steht der Verzicht auf Urheberpersönlichkeitsrechte sowieso auf tönernen Füssen, da der komplette und direkte Verzicht darauf in den USA zwar möglich, beispielsweise in Deutschland hingegen unzulässig ist. Die allgemeine Umsetzbarkeit der neuen Vertragsbestimmungen ist also zumindest zweifelhaft. Bisher sind Vertragstexte dieser Art erst aus einem (wenn auch einem bedeutenden) Verlagshaus bekannt geworden, mehr oder weniger zufällig aufgedeckt im Rahmen eines Zwistes um Open Access Rechte mit der Duke Universität. Letztlich wäre im aktuellen angespannten Umfeld eine konstruktive Kommunikation zwischen Verlagen und Instituten oder Universitäten wünschenswert. Bis sich die Wellen geglättet haben, bleibt einzelnen Autoren kaum mehr, als sich mit den zuständigen Stellen ihrer Institution kurzzuschließen und von Fall zu Fall über den geeigneten Verlag für ihre Artikel zu entscheiden.

Die Harmonie von Open Access Philosophie und akademischer Forschung ist gewissermaßen noch in der Testphase. Es bleibt zu hoffen, dass das Pendel nun nicht zurückschwingt und im finanziellen Interesse der Verlage die Barrieren erhöht werden, die dem Zugang zum Wissen entgegenstehen.

Die Top 5 Gründe für abgelehnte Fördergeldanträge

research-proposal-rejectionDer Konkurrenzdruck nimmt in der akademischen Welt ebenso zu, wie die Anforderungen an Transparenz und Effizienz. Im Zuge dessen nimmt die Geldersuche einen zunehmend gewichtigeren Teil der Arbeitszeit in Anspruch. Bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft etwa ist die Anzahl bewilligter Fördergeldanträge in wenigen Jahren von knapp der Hälfte auf ein Drittel gefallen. Bei anderen Trägern ist die Erfolgsaussicht noch geringer. Für das Verfassen von Antragsdokumenten gibt es nur wenige Seminare, Workshops oder andere Ausbildungseinheiten. Entsprechend ist das Gespür dafür, was eigentlich genau gefragt ist, nicht immer stark ausgeprägt. Zu wissen worauf die Vergabekomitees achten, hilft aber nicht nur dabei Fehler zu vermeiden, sondern es verbessert auch die Einschätzung darüber, ob sich der Zeitaufwand für eine Bewerbung überhaupt lohnt. Die folgende Liste gibt einen Überblick über die fünf geläufigsten Gründe, warum Anträge auf Forschungsgelder abgelehnt werden.

Der falsche Ansprechpartner

Die Vielfalt an Trägern, Instituten, Förderorganisationen, staatlichen Stellen, Stiftungen und Unternehmen, die Forschungsstipendien oder Fördergelderofferieren, ist enorm. Entsprechend ist es mühsam, sich darüber zu informieren, welche Organisation am besten zum eigenen Projekt passt. Da der für einen Antrag nötige Aufwand (oft sind es mehrere Monate Vollzeitarbeit) und der Zeithorizont (von Antragseinreichung bis zur Entscheidung kann leicht ein halbes Jahr vergehen) enorm sind, lohnt es sich aber, den Adressaten genau zu kennen. Häufig reicht es schon, sich mit dem Projektportfolio der Organisation vertraut zu machen, um Anträge zu vermeiden, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt sind. Wichtig ist zudem, dass nicht nur das Projekt und der Antragsteller, sondern auch die Institution, an der das Projekt ausgeführt werden soll, gut zum fachlichen Schwergewicht passen, das der Förderer gesetzt hat.

Formale Anforderungen nicht beachtet

Viele Organisationen haben konkret ausformulierte Anforderungen an den formalen Aufbau eines Antrags. Sie dienen dazu, den Evaluationsprozess so effizient wie möglich zu gestalten – leider aber nicht das Verfassen des Antrags. Wer sich sich über solche Anforderungen hinwegsetzt, macht klar, dass er nicht sehr detailorientiert arbeitet: Nicht die beste Qualifizierung für einen Forschenden! Selbiges gilt auch für nachlässig geschriebene, strukturierte oder gelayoutete Dokumente.

Mangelende Relevanz oder Umsetzbarkeit des Projekts

Ist der Beitrag, den das vorgeschlagene Projekt zum Themenfeld leisten wird, substantiell und originell genug? Wird das neu erarbeitete Wissen eine Grundlage für spätere Forschung liefern? Sind die Erwartungen realistisch? Mit solchen Fragen wird sich jeder Begutachter beschäftigen. Eine zu eingeschränkte, spezialisierte Forschungsfrage mag leider zuweilen ausschließlich für den Antragsteller von Interesse sein. Umgekehrt birgt ein zu ambitioniertes Projekt oder ein unrealistischer Zeitplan das Risiko zu scheitern. Die Richtlinien der Förderinstitutionen sind darauf ausgelegt, beide Szenarien zu vermeiden, indem solche Projekte abgelehnt werden.

Zu ungenau umrissenes Projekt

Üblicherweise erwarten Geldgeber ein sehr konkretes Vorhaben. Dazu gehört ein Überblick über den Stand der Forschung, eine klar definierte Forschungsfrage und ein bereits konkretes Forschungsdesign. Letzteres schließt eine Beschreibung der anzuwendenden Methoden ein; ebenso muss die geplante Datenerhebung (falls relevant) erläutert werden. Dieser Teil nimmt am meisten Motivation, Zeit und Platz in Anspruch: Als Faustregel kann man von etwa der Hälfte der Seiten des Antrags ausgehen. Ein häufiger Fehler besteht darin, zu wenig Energie in dieses Kapitel zu investieren. Besonders die Methodenbeschreibung ist oft zu knapp oder zu allgemein gehalten. Auch eine nur grob umrissene Hypothese oder eine bunte Auswahl an möglichen Fragestellungen führt nicht selten zur Ablehnung des Antrag.

Zu wenig, oder zu wenig subtile Eigenwerbung

Im Antrag müssen eigene Vorkenntnisse und Erfahrungen deutlich werden, diese müssen jedoch im Licht des Forschungsvorhabens präsentiert werden. Die bewertende Istanz muss überzeugt werden, dass das Team oder die Person, die den Antrag stellt, exakt diesem Projekt gewachsen ist. Andererseits darf nicht der Eindruck entstehen, lediglich aus vergangenen Arbeiten Profit schlagen zu wollen und nicht die eigentliche Forschungsfrage im Auge zu haben.

Der „learning by doing“ Ansatz ist, besonders für junge Forscher, nicht immer einfach. Wenn zu einem beschränkten Fundus an fachlicher Erfahrung noch die ungewohnte Textsorte „Fördergeldantrag“ kommt, ist es besonders wichtig, die richtige Unterstützung zu haben. Neben einem Mentor für fachliche Fragen lohnt es sich immer Entwürfe von Anträgen mit jemandem zu besprechen, der solche schon erfolgreich eingereicht hat. Wichtig ist auch, im Hinterkopf zu behalten, dass eine Ablehnung nicht das Aus für das eigene Forschungsprojekt bedeuten muss – überarbeitete Anträge haben eine deutlich höhere Chance auf Erfolg!

Die 3 Grundtypen akademischer Rezensionen

Rezensionen ArticleRezensionen, wie beispielsweise von Theaterstücken, Restaurants oder Büchern, beschreiben und bewerten ihren Gegenstand. Sie erklären, welches Publikum bedient wird und geben Hinweise auf die Einordnung im betreffenden Gebiet. Ziel ist es, dem Leser ein Urteil darüber zu ermöglichen, ob ihm das Stück, das Restaurant oder das Buch zusagen würde und ob sich der Einsatz von Zeit und Geld dafür lohnt. Im akademischen Betrieb hat das Wort allerdings mitunter eine andere Bedeutung, namentlich wenn es um „Reviews“ von Artikeln geht. Diese sind jedoch nicht der einzige Gegenstand von akademischen Rezensionen, und lange nicht der häufigste; auch Bücher oder ganze Forschungsgebiete werden rezensiert.

Rezension von akademischen Büchern

Diese unterscheidet sich nicht grundlegend von der Besprechung eines Romans: Sie setzt nicht zwingend voraus, dass der Leser mit dem Gegenstand des Artikels vertraut ist. Es soll also rasch klar werden, wovon das Buch handelt, was die hauptsächlichen Schlussfolgerungen sind, an wen es sich richtet, vor welchem Hintergrund es entstand und in welchem Verhältnis es zu anderen bedeutenden Publikationen des Fachgebiets steht. Solche Buchbesprechungen entstehen üblicherweise auf Anregung des Verlags, der das Buch veröffentlicht, oder der Redaktoren der Fachzeitschrift, in welcher die Rezension erscheinen soll: Autoren, welche zwingend Experten des Fachgebiets sein müssen, werden kontaktiert und um die Rezension gebeten.                                                                                                                                                    Lesern mit beschränkten Kenntnissen in einem Themengebiet bietet sich die Möglichkeit, in einschlägigen Journals gezielt nach Buchrezensionen zu suchen. So kann man sich in sehr knapper Zeit einen Eindruck über den aktuellen Stand der akademischen Diskussion machen.

Rezension von Artikeln in Journals mit Peer Review

Akademische Artikel-Reviews stehen hingegen in der Tradition des wissenschaftlichen Diskurses: Die Rezension bildet hier eher einen Beitrag zum Forschungsgebiet, als dass es sich um einen Überblick handelt. In der wissenschaftlichen Rezension eines Artikels können Vorgehen oder Schlussfolgerungen des Autors kommentiert und kritisiert werden oder es kann auf Auslassungen eingegangen werden. Eigentliche Fehler sollten bereits im Peer Review Prozess entdeckt worden sein.  Ist dies ausnahmsweise dennoch erst nach erfolgter Publikation der Fall, so bieten Journals die Möglichkeit, Fehlern mit Errata, Corrigenda oder Addenda zu begegnen. Bei einem Reviewartikel handelt es sich also eher um einen Disput zwischen dem Autor des Originalartikels und dem Autor des kommentieren Artikels. Letzterer muss dabei seinen Text vor der Publikation ebenfalls dem üblichen Peer Review Prozess unterziehen. Die meisten Journals räumen daraufhin dem Autor des Originaltextes die Gelegenheit zu einer Stellungnahme ein; gegebenenfalls wird auch dem kommentiereden Autor eine finale Erwiderung ermöglicht. All diese Texte werden gemeinsam mit der Review veröffentlicht. Solche offenen und öffentlichen Dispute sind allerdings relativ selten.

Reviews vom Stand der Forschung

Geläufiger sind Reviews, die sich nicht auf einen einzelnen Artikel konzentrieren, sondern den aktuellen Stand oder kürzlichen Fortschritt des Forschungsfeldes als Ganzes wiedergeben und kritisch betrachten. Mehr noch als bei der Buchrezension besteht hier der Fokus darin, den Hintergrund und Kontext zu präsentieren. Noch einen Schritt weiter gehen Metastudien, welche Daten und Ergebnisse verschiedener Studien oder Forschungsprojekte zusammenfassen und so Einblicke in die größtmögliche zusammenhängende Datenmenge erlauben. Einige Journals widmen sich exklusiv solchen Artikeln, oft werden sie aber in den üblichen Fachzeitschriften veröffentlicht. Solche Texte bilden ausgezeichnete Ressourcen für Einsteiger in ein Thema.

Die beschriebenen drei Grundtypen von Rezensionen haben also eine jeweils sehr unterschiedliche Natur. Ihre Verfasser verfolgen andere Ziele und benötigen für ihre Arbeit unterschiedliche Fähigkeiten. Auch die Leserschaft, an die sich die verschiedenen Rezensionen richten, ist nicht die selbe. Allen drei Texttypen ist aber gemeinsam, dass sie ihrem Autor eine wertvolle Übung im Hinblick auf eine Peer Review Tätigkeit ermöglichen.

Wann darf ich von mir selbst abschreiben?

Blank_book_on_a_tableWissenschaftler im akademischen Betrieb werden meist von zweierlei Motivationen angetrieben: Sicherlich spielt der Forschergeist, das intrinsische Streben nach neuen Erkenntnissen und nach Fortschritt eine bedeutende Rolle – andererseits aber hat sich die Anzahl der im eigenen Namen publizierten Artikel zum ultimativen Zollstock des akademischen Erfolgs gemausert. Der Versuchung zu widerstehen, kalten Kaffee aufzuwärmen und einen Artikel mehrfach zu veröffentlichen, ist nicht immer einfach. Und die Versuchung des Abschreibens lauert hinter vielen Ecken.

Zu den verschiedenen Hüten, die sich das sogenannte Selbstplagiat aufsetzen kann, gehören die folgenden, sortiert von verwerflich bis wünschenswert:

  • Geringfügige Variation: Denselben Datensatz nochmal rezyklieren oder nur geringfügig ergänzen, an der Hypothese etwas herumbasteln, den Fokus leicht verschieben, eine andere Untergruppe des Fachgebiets ansprechen – Et voilà. Mit wenig Aufwand kann Material für einen Artikel mehrfach publiziert werden. Werden diese dann in Journals veröffentlicht, die ein hinlänglich unterschiedliches Publikum haben, ist die Chance auf Entdeckung leider gering (aber nicht ausgeschlossen, wie jüngste Skandale zeigen).
  • Aufmöbeln: Es gibt gute Gründe, die eigene Magister- oder Masterarbeit zu einem Doktorat auszubauen. Möglicherweise wurden bei ersterer Lücken im etablierten Wissen entdeckt, die zu füllen den Rahmen einer kleineren Arbeit schlicht gesprengt hätte. Auch ist es nicht erstrebenswert, angeeignetes Hintergrundwissen und Methodenkenntnisse in einem eng definierten Bereich nach dem Studienabschluss ungenutzt schlummern zu lassen. Die Aufstockung einer bestehenden Arbeit ist aber umstritten. Auf die eigene Vorleistung muss im Minimum verwiesen werden und gerade bei einer nicht publizierten Magisterarbeit muss der Umfang der bereits bestehenden Blöcke klar deklariert werden – auch hier sind zum „so nicht!“ leider genügend Beispiele in jüngeren Zeitungsschlagzeilen zu finden.
  • Neue Erkenntnisse: Jahre der Forschung, neu entwickelte Methoden, jüngere oder größere Datensätze und neue Erkenntnisse werfen ein ganz anderes Licht auf bereits publizierte Forschungsthesen. Solche Revisionen zusammen mit einer Übersicht über die älteren Ergebnisse zu publizieren ist kaum eine Form des Plagiats – sondern die innere Funktionsweise der Forschung. Die älteren Ergebnisse als solche auszuweisen kann kaum vermieden werden, ethisch sind also keine Probleme in Sicht!
  • Von der Fachpublikation in die öffentliche Diskussion: Viele Themen der Forschung sind für die Öffentlichkeit von Interesse. Akademische Texte einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, indem solche neu formuliert und knackiger präsentiert werden, ist definitiv erstrebenswert. Es ist unproblematisch, Zeitungsartikel oder Materialien in nicht-akademischen Publikationen ohne Peer Review zu veröffentlichen. Ab und zu kann es aber auch vorkommen, dass ein Wissenschaftler seine Arbeit auch für Forscher anderer Disziplinen für relevant hält. Beispielsweise können neue Einblicke aus der Klimaforschung auch für Ökonomen äußerst interessant sein –  eine Variation des ursprünglichen Textes wäre gerechtfertigt. Der Schlüsselpunkt ist dann allerdings (Sie werden es schon ahnen), hinlänglich klar auf die vorgängige Publikation zu verweisen.
  • Übersetzungen: Diese sind im Wissenschaftsbetrieb explizit erlaubt bis erwünscht. Wenn ein Text ursprünglich in der Muttersprache des Autors oder der Sprache der finanzierenden Institution verfasst wurde, sollte das nicht heißen, dass der Inhalt für die breitere, englischsprachige Leserschaft verloren sein muss. Übersetzungen sind erlaubt, aber Achtung: Wie bei allen anderen Formen der Wiederholung früher formulierter Ideen muss der übersetzte Artikel auf jeden Fall als solcher ausgewiesen werden. Der Peer Reivew Prozess kann dann entsprechend angepasst werden.

Mehrfachpublikationen spielen sich in einem breiten Spektrum von Grauzonen ab und der Publikationsbetrieb ist erst dabei, Abwehrmechanismen gegen die dunkleren zu errichten. Einige Journals haben als Pioniere bereits explizite Maßnahmen ergriffen, andere ignorieren das Thema noch. Vom raschen vorankommen dieses Prozesses hängt aber ab, dass ethisch fragwürdige Forscher sich nicht bevorteilligen können und wichtiger noch: dass die Zeit der Peer Reviewer und der Leser nicht noch zusätzlich strapaziert wird. Hoffen wir auf gute Resultate, damit wir uns nicht länger auf starke Ethik verlassen müssen!

Von Salami Wissenschaftlern und Artikeln in Scheibchen

salami-publishingSind wir ehrlich: Forschung und akademisches Publizieren sind Spannungsfelder. Die Anreize fallen leider oft so aus, dass Karriereförderung und ethisches Verhalten im Wiederspruch zueinander stehen. Der Blätterwald nimmt zu, Open Access und Online-Only Formate haben zur Folge, dass wesentlich mehr Material veröffentlicht wird als noch vor einigen Jahren. In der Folge hat niemand mehr einen wirklich vollständigen Überblick über Neuerscheinungen in seinem Fachgebiet. Auf Forschenden lastet derweil unbestreitbarerweise der Druck, möglichst viele und möglichst gute Publikationen nachweisen zu können, sei es im Streben nach Forschungsbudgets oder nach Beförderungen. Und weil das „viel“ eben leichter nachvollziehbar ist als das „gut“, ist es verlockend, aus einem Forschungsprojekt oder einer Studie mehrere Publikationen zu zaubern. Teilweise ist es sinnvoll, ein riesiges Projekt, das sich möglicherweise mit klar abgrenzbaren Themen beschäftigt, herunter zu brechen. Manchmal aber machen sich die Autoren gezielt auf die Suche nach dem „Publon“, der mit einem Augenzwinkern so titulierten „kleinsten publizierbaren Einheit“ – es geht also um das so genannte „salami publishing“, ein Themenkreis mit vielen Grautönen, der in seiner Reinform aber als unethisches Vorgehen gilt. Da werden gesammelte Daten rezykliert indem ein Forschungsresultat unter mehreren, nur leicht unterschiedlichen Gesichtspunkten besprochen wird. Die zweite Methode der Artikelvermehrung besteht darin, die Forschungsleistung und Erkenntnisse in mehrere Teile zu trennen. Diese sollen gerade noch groß genug sein, um von Journals als substantiell und publizierenswürdig betrachtet zu werden, aber eben auch so viele Artikel wie nur möglich unter dem Namen des Autorenteams hergeben. Die resultierenden Artikelchen werden dann bei verschiedenen Journals, wenn möglich mit einem unterschiedlichen fachlichen Fokus, eingereicht.

Unfair und schädlich.
Das Problem an diesem Vorgehen liegt nicht bloß darin, dass ein Autor sich bei gleicher Leistung ungerechtfertigterweie mit mehr Publikationen schmückt, als seine ethisch korrekter vorgehenden Kollegen. Es resultieren auch aus wissenschaftlicher Sicht Probleme: Da bei der Scheibchentechnik gezielt verschiedene Journals beliefert werden, wird es der Leserschaft besonders erschwert, alle relevanten Informationen zu beziehen. Hat beispielsweise ein Wirkstoff Auswirkungen auf mehrere Körperorgane, oder hat eine wirtschaftspolitische Maßnahme in unterschiedlichen Ländergruppen verschiedene Konsequenzen, so wird der Leser jeweils über beide Seiten der Medaille informiert sein wollen. Findet die jeweilige Analyse aber in zwei Artikeln statt, die nicht auf einander verweisen, dann steigt die Wahrscheinlichkeit von Fehlschlüssen. Zudem führen mehrere, sehr ähnliche Artikel zu Redundanz in der Fachliteratur. Die Zeit der Leserschaft wird ebenso verschwendet, wie knappe Seiten in den jeweiligen Publikationen, die für echte, neue Beiträge hätten verwendet werden können. Hinzu kommt, dass es bei allfälligen Metastudien zu Verzerrungen kommen kann, falls übersehen wird, dass dieselben Daten mehrfach verwendet wurden.

Verhinderbar?
Einige Journals versuchen, dem Problem der Salamitaktik gezielt entgegen zu wirken, beispielsweise, indem von allen Autoren Auskunft darüber verlangt wird, ob und welche weiteren Artikel sich zur Zeit im Veröffentlichungsprozess befinden oder was vorgängig im selben Themenkreis publiziert wurde. Es wird teilweise gezielt nach bereits veröffentlichten Artikeln der selben Autoren mit ähnlichem Titel und ähnlicher Hypothese gesucht, die dieselben Datensätze bearbeiten. Bei entsprechendem Verdacht wird Rücksprache mit den Autoren genommen. Im Review Prozess und bei den Redaktionsteams wird aber die Zeit auch ohne solche Ermittlunsarbeiten schon immer knapper; nicht zuletzt deswegen stehen der Qualitätssicherung in diesem Bereich also erhebliche Hindernisse im Weg. Solange sich in der Welt des akademischen Publizierens an der „Mehr ist besser“ Mentalität nichts ändert, wird die Ethik der Autoren wohl weiterhin die wichtigste Waffe im Kampf gegen die Salamitaktik bleiben.