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Thesenverteidigung: Krönung der Forschungsleistung & akademisches Begrüßungsritual

disputationDie Thesenverteidigung einer Bachelor-, Master- oder Doktorarbeit, auch Disputation genannt, bildet den letzten Schritt vor Verleihung des angestrebten Titels. Sie bildet damit in gewisser Weise die Krönung der erbrachten Forschungsleistung. Für die konkrete Ausgestaltung legt in Deutschland jede Fakultät ihre eigenen Richtlinien fest, grundsätzlich soll der Urheber der Arbeit aber öffentlich und vor einem Fachpublikum seine Hypothese, Voraussetzungen und Vorgehensweise darlegen, seine Resultate präsentieren, seinen Beitrag zum gewählten Forschungsfeld einordnen, und in einem zweiten Teil Fragen dazu beantworten.

Mehr als eine mündliche Prüfung

Von Studenten und Forschenden wird dieses Ritual oft als eine Art mündliche Prüfung wahrgenommen, unterscheidet sich davon aber in einem wesentlichen Punkt: Oft kennt sich der Geprüfte nach wochen- oder monatelanger Arbeit in seinem Teilgebiet besser aus, als das Expertenkomitee. Gestellte Fragen dienen nicht primär dazu, Wissen abzufragen und zu prüfen, sondern sind oft ehrliche Verständnisfragen und zeugen von Interesse. Nicht selten kommt es auch zu Diskussionen zwischen den einzelnen Komiteemitgliedern. Dies entspricht durchaus der Geschichte der Thesenverteidigung, welche zu einer Zeit entstand, als Forschung vermehrt im Diskurs stattfand, und die Rolle des Lehrers sich weniger scharf von jener des Schülers abgrenzte. Die Verteidigung einer grösseren Arbeit, damals nicht selten vor der komplett versammelten Fakultät inklusive Studentenschaft gehalten, diente zwar dazu, die erworbene neue Erkenntnis dem kritischen Blick der zukünftigen Kollegen zu unterziehen. Neben diesem akademischen Grundprinzip war es aber ebenso bedeutend, die Forschungsleistung aus dem Labor oder Studierzimmer ans Licht zu bringen und allgemein zugänglich zu machen. Die mündliche Thesenverteidigung diente außerdem als eine Art Antrittsvorlesung. Etablierte Experten prüften nicht nur die Forscherqualitäten des angehenden neuen Kollegen, sondern besahen den Kandidaten auch in der Rolle des Wissensvermittlers und Lehrers. Auch wenn sich der akademische Betrieb inzwischen verändert hat und längst nicht jeder Doktorand eine Professur anstrebt, so kann die Verteidigung der Dissertation durchaus auch heute als Willkommensgruß in die akademische Gemeinschaft gesehen werden.

Durchfallen (fast) ausgeschlossen

Wer der Verteidigung seiner These nervös entgegen blickt, tut gut daran, sich dies in Erinnerung zu rufen. Es erklärt, wieso im Rahmen der Thesenverteidigung ab und an Änderungen oder Ergänzungen an der Arbeit verlangt werden, ein Durchfallen bei diesem mündlichen Teil aber äußerst selten ist. Schließlich kennt der Betreuer die Arbeit, hat Entwürfe davon in mehreren Stadien gesehen und weiss, dass die Arbeit reif ist für die Öffentlichkeit. Zentrale Bedeutung kommt daher bei der Verteidigung neben dem Inhalt auch einer verständlichen, spannendem und knackigen Präsentation zu. Oft erhält der Geprüfte durch die gestellten Fragen ein besseres Gefühl dafür, welche Bereiche seiner Arbeit für Publikationen ausgekoppelt werden können, oder er erhält von etablierten Experten wertvolle Fingerzeige für weiterführende Forschung. Wer mit Leuten spricht, die sich bei der Verteidigung von Doktorarbeiten als Mitglieder von Expertenkomitees betätigt haben, der spürt durchaus die Freude daran, einem neuen Mitglied in ihrer Gemeinschaft die Gelegenheit geben zu können, erstmals in formellem Rahmen an einem Diskurs unter Gleichberechtigten teilzunehmen, wie dies später etwa an Konferenzen stattfinden wird. Gefürchtet werden muss das Ritual also nicht.

Bringt die Empirie das Ende der theoretischen Forschung?

conceptual-vs-empirical-researchWer konzeptionelle, theoretische Forschung betreibt, der sitzt mit rauchendem Kopf über seiner entstehenden Publikation, beim empirisch arbeitenden Kollegen hingegen raucht der überhitzte Rechner: So lassen sich die zwei grundlegenden Vorgehensweisen der Forschung charakterisieren, die dennoch aufs engste miteinander verbunden sind. Gemeinsam ist ihnen das Bestreben, falsifizierbare Aussagen zu liefern. Nachvollziehbare Erklärungen also, die dem kritischen Blick der Berufskaste widerstehen und sich gegenüber konkurrierenden Theorien als überlegen erweisen.

Eine Forschungsmethode kommt selten allein
Aus erdachten Modellen und theoretischen Grundlagen werden nach Möglichkeit testbare Voraussagen abgeleitet. Das Higgs-Boson-Teilchen war über Jahrzehnte eine Hypothese. Es entsprang einem Konzept, das von Peter Higgs vorgeschlagen und von verschiedenen Forschern, stets als Gedankenexperiment, Schritt für Schritt weiterentwickelt und vorangetrieben wurde. Dieses Konzept zu bestätigen erforderte hingegen einen 27 Kilometer langen Teilchenbeschleuniger, welcher jährlich Daten im Umfang von 25 Petabytes anhäuft. Genauso können geisteswissenschaftliche Konzepte testbare Thesen liefern, etwas über das Verhalten von Individuen.
Umgekehrt kann jeder, der eine Einführung in Statistik genossen hat, das „Korrelation-ist-keine-Kausalität“ Mantra mitbeten. Vielleicht kennen Sie den Datensatz, der belegt, dass Oliven-essende Europäer recht kleine Leute sind? Wer nichts versteht von unterschiedlichen kulinarischen Gepflogenheiten und von der regionalen Verteilung von Körpergrößen, der mag versucht sein, dem angehenden Basketballer von Oliven abzuraten. Empirie erfordert stets eine solide Theorie als Grundlage (durch welchen physischen Prozess hemmt denn die Olive das Wachstum?). Das Nachliefern der Theorie ist gestattet, schließlich führte der fallende Apfel zum Konzept der Erdanziehungskraft, nicht umgekehrt. Sie wegzulassen galt bis vor Kurzem hingegen als verpönt, ja als unwissenschaftlich.

Big Data: Triumph der Empirie?
Seit Daten eher beiläufig angehäuft werden, haben sich technische Möglichkeiten entwickelt, diese effizienter und vielfältiger zu nutzen. Big Data hält in viele Fachbereiche Einzug, einschließlich solcher, bei welchen die Arbeit mit Daten wenig Tradition hat. Beispielsweise können Algorithmen die Entwicklung des Sprachgebrauchs analysieren und so dazu beitragen, historische Texte zu datieren. Die schiere Menge an Daten erlaubt Analysen in nie dagewesener Schärfe und Breite. Macht dieser Siegeszug die Theorie überflüssig? Reicht es für den politischen Plakattexter vor der Wahl, jene demographische Gruppe anzusprechen, die am ehesten zur Wahl gehen wird? Oder muss er auch ihre Motivation verstehen? Reicht für einen Patienten die Information, dass eine gewisse Ernährungsweise den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen könnte, oder muss der Wirkungsprozess zwangsläufig bekannt sein? Immerhin: Google hat mehrere erfolgreiche Businessmodelle auf der Idee der Korrelation ohne erklärende Theorie aufgebaut: Weshalb sich jemand mit einem bestimmten Surfprofil eher für ein gewisses Produkt interessieren wird ist irrelevant, nur die Wahrscheinlichkeit, auf eine platzierte Werbung anzusprechen, zählt. Ähnliches gilt von Suchmaschine bis Übersetzungsalgorithmus.

Daten vermehrt auszukosten liefert auch in der wissenschaftlichen Forschung interessante Impulse. Die Berichterstattung an Wahlsonntagen stellt hingegen regelmäßig unter Beweis, dass die Beweggründe der Daheimgebliebenen von hoher Brisanz sind, an konkurrierenden Thesen und Theorien mangelt es nicht. Ebenso werden sich Mediziner oder Pharmakonzerne zweifellos für den Wirkungsprozess bestimmter Nahrungsmittel und Verhaltensweisen interessieren, für mögliche Weiterentwicklungen oder Effekte bei ähnlichen Krankheiten. Die Dateneuphorie sollte nicht als Siegeszug einer Art von Forschung gesehen werden, weder in der Grundlagenforschung noch in der Anwendungsentwicklung. Theorie und Empirie gehen unverändert Hand in Hand. Riesige Datensätze über fallende Äpfel allein hätten kaum ausgereicht, um Isaac Newtons Neugier zu stillen.

Lernen, beweisen, beitragen – Wissenschaftliche Arbeiten im Studium

thesis-vs-dissertationStudierende erlernen das wissenschaftliche Arbeiten in verschiedenen Stufen: Seminararbeiten sind erste Etappen. Sie erlauben es, sich den Stand der Forschung in einem Teilgebiet anzueignen und sind gleichzeitig Fingerübungen in Methodik, wissenschaftlichem Schreiben und sinnvollem Vorgehen.

Den Stand der Forschung gemeistert, die weißen Flecken angepackt

Als Krönung des Studiums stellt dann die Masterarbeit unter Beweis, dass diese Anforderungen „gemeistert“ wurden (ebenso natürlich die Diplom-, Magister- oder Lizentiatsarbeit). Der Studierende hat sich, oftmals in einem vorgegebenen Themenkreis, an den Rand des kartographierten Wissens begeben, kann dieses bewerten, es formal korrekt anwenden und durch eigene Gedanken oder Beispiele ergänzen. Ebenso wird eine gute Arbeit aber zwangsläufig die weißen Flecken auf der wissenschaftlichen Landkarte herausarbeiten. Nicht selten ergeben sich hier Anknüpfungspunkte zu einer Dissertation. Wenn auch die Weiterentwicklung einer vorherigen Arbeit umstritten ist, so steht die Erschließung neuen Wissens in jedem Fall im Zentrum einer Doktorarbeit. Diese soll unbedingt einen bedeutenden, eigenständigen und neuen Beitrag zum gewählten Feld leisten und muss entsprechend auch publiziert werden. Der Neuling beweist, dass er durch seine Fähigkeiten in der Forschung würdig ist, zum Kreis der Experten zu gehören. Entsprechend den breiter gefassten Anforderungen und dem bedeutend höheren Zeitaufwand ergreift der nötige Forschergeist in Deutschland jedoch nur jeden siebten Studienabsolventen. Je nach Stellensituation an den Hochschulen, der unterschiedlichen Bedeutung für die Karrierechancen und den vorhandenen Forschungs- und Fördergeldern ergeben sich in den verschiedenen Fachrichtungen jedoch unterschiedliche Bilder: Am ehesten entschließen sich Naturwissenschaftler und Ingenieure zu einer Dissertation, verhältnismäßig selten wird der Pfad in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften eingeschlagen.

Neue Formen erlauben eine bessere Abstimmung auf Forschungsziele und Lebensumstände

Bereits seit dem 18. Jahrhundert ist die Schriftlichkeit (neben der mündlichen Verteidigung) als Form für eine Dissertation vorgeschrieben und wurde auch weitestgehend für vorgängige akademische Arbeiten übernommen. Dennoch haben die unterschiedlichen Anforderungen in verschiedenen Fachrichtungen zu einer großen Vielfalt an Arbeitsweisen und Endprodukten geführt. Parallel zur Dissertation am betreuenden Institut angestellt zu sein, ist in Deutschland nach wie vor der Regelfall. Jeder Vierte erhält zudem Fördergelder. Daneben wird jedoch vermehrt die Möglichkeit genutzt, außeruniversitäre Betriebe oder Forschungseinrichtungen einzubinden. Viele Studierende sammeln auf diese Weise bereits während der Diplomarbeit Praxiserfahrung, bei der Dissertation ist es rund jeder Zehnte. Ebenfalls beliebt ist die „externe“ Dissertation: Einer von vier angehenden Doktoren schätzt die zusätzliche Flexibilität und tritt erst mit einem fertigen Entwurf seiner Arbeit an einen Betreuer heran. Zusätzlich gibt es vermehrt Angebote von strukturierten Programmen, welche den Besuch bestimmter Vorlesungen oder Seminare vorschreiben und es oft zulassen, innerhalb einer Forschungsgruppe zu arbeiten.

Darf’s ein bisschen mehr sein?

Während bei vorgängigen akademischen Arbeiten der erwünschte Umfang oft in Seitenzahlen vorgegeben ist, kann dieser bei einer Dissertation stark variieren. Schließlich kann das Kernstück hier ein Experiment, eine Serie von Beobachtungen, eine Analyse von Daten, ein praktisches Projekt oder eine Sammlung theoretischen Überlegungen sein. Albert Einsteins Dissertation an der Universität Zürich umfasste gerade einmal 17 Seiten, während sich unter den an der University of Chicago verfassten Dissertationen im Fachbereich Archäologie ein Werk von stolzen 2.200 Seiten findet. Zudem verleihen einige Fakultäten den Doktorgrad teilweise auf Grund mehrerer, zusammenhängender Journalartikel.

Die Diplomarbeit bereitet also auf eine Dissertation vor, und diese wiederum auf eine Forschungslaufbahn und die Publikation von Artikeln. Auch davon gibt es jedoch selbstverständlich Ausnahmen: Bei Marie Curie zum Beispiel kann von Vorbereitung keine Rede sein. Sie erhielt ihren ersten Nobelpreis bereits auf Grund von Arbeiten zu ihrer Dissertation.

Über Fachzeitschriften mit hohem und niedrigem Impact Factor…

Wissenschaftliche Zeitschriften messen den Grad ihrer Bedeutsamkeit und ihres Einflusses oft an ihrem “Impact Factor” (IF). Der Impact Factor ist nichts anderes als ein Maß, dass die durchschnittliche Zahl an Zitierungen in verschiedenen Arten von Medien, u. a. Online- und akademischen Magazinen und ähnlichen Publikationen widerspiegelt. Im Wesentlichen ist eine Zeitschrift mit hohem IF eine Zeitschrift, die von vielen Publikationen und Experten zitiert wird. Ein hoher Impact Factor bedeutet also in der Regel, dass eine Zeitschrift als “bedeutender” gekennzeichnet wird, und ist somit ein Zeichen dafür, dass eine Zeitschrift es verdient, mehr beachtet und berücksichtigt zu werden, als Zeitschriften mit niedrigerem IF-Wert. Lesen Sie weiter, um von meinen Erfahrungen mit einigen unterschiedlichen Fachzeitschriften mit hohem IF zu hören.

Der High Impact Factor und der Artikelauswahlprozess
Wissenschaftliche Zeitschriftehohem Impact Factorn mit hohem IF, deren Bedeutung und Einfluss größer sind als die anderer Zeitschriften, können es sich im Allgemeinen leisten, bei der Wahl der Artikel, die sie herausbringen, selektiv vorzugehen. Aus dem einfachen Grund nämlich, dass Zeitschriften mit hohem IF mehr Einreichungen erhalten, da Autoren und Forscher darauf hoffen, ihre Werke häufig zitiert zu sehen. Wenn es Ihnen gelingt, eine wissenschaftliche Forschungsarbeit in einer wissenschaftlichen Fachpublikation mit hohem Impact Factor zu platzieren, dann wird Ihr begutachteter und angenommener Artikel möglicherweise häufiger zitiert und in der Folge von einem größeren Leserkreis gelesen. Einen Artikel in der richtigen “Hoch-IF” Zeitschrift unterbringen zu können bedeutet somit, dass Ihrer Arbeit mehr Beachtung zuteil wird, was wiederum mehr finanzielle Forschungsmittel von verschiedenen Regierungseinrichtungen, privaten Stiftungen sowie der Industrie bedeuten kann.

Leider ist der Nachteil bei der Einreichung eines Artikel bei einer bedeutenden Zeitschrift mit hohem Impact Factor eben genau jener Faktor, welcher die Zeitschrift für die meisten Forscher ursprünglich so attraktiv gemacht hat: die Selektivität. Die Bewertung durch Fachexperten, das sogenannte “Peer Review”, kann bei Magazinen mit hohem IF deutlich schwieriger sein (und länger dauern) als bei wissenschaftlichen Zeitschriften mit niedrigerem IF. Manchmal jedoch macht es sich bezahlt, eine Ablehnung zu riskieren und längere Wartezeiten bei der Einreichung bei einer Zeitschrift mit hohem IF in Kauf zu nehmen. Wenn auch nur, weil Zeitschriften mit hohem IF auch einen besseren Wert beim “Lebenszyklus” der Zitierungen bei angenommenen und daraufhin erschienen Artikeln aufweisen.

Mit anderen Worten: Ein Artikel, den Sie in einer wissenschaftlichen Zeitschrift unterbringen, die einen hohen Impact Factor hat und hochangesehen ist, wird über einen sehr langen Zeitraum zitiert werden und dazu beitragen, dass das Potential steigt, dass Ihre Worte gelesen werden und Ihre Forschungsarbeit die Zuteilung von Forschungsgeldern beeinflusst. Sie sollten sich allerdings stets darüber im Klaren sein, dass die Selektivität, die bei Zeitschriften mit hohem Impact Factor herrscht, Ihnen große Sorgen einbringen kann. Sie könnten in die Mangel genommen werden mit Befragungen durch die Lektoren und Redakteure der Zeitschriften. Sie könnten sich plötzlich verletzender Kritik ausgesetzt sehen oder Abfuhren erhalten, die als “hilfreiche Vorschläge” auftreten. Das war zumindest meine Erfahrung bis jetzt.

Niedriger Impact Factor, bessere Behandlung
Obwohl ein hoher Impact Factor bei akademischen Zeitschriften mit großer “Bedeutsamkeit” gleichgesetzt wird, würden Sie kaum jemanden in der Welt der Wissenschaften finden – zumindest niemanden mit gutem Ruf – der behaupten würde, dass eine Zeitschrift mit niedrigerer IF-Bewertung weniger wertvoll wäre als eine mit einem höheren IF. Denken Sie nur an das Motto einer sehr hoch angesehenen amerikanischen Autoverleihfirma: “Wir sind die Nummer 2. Wir strengen uns mehr an.” Da die Firma nicht die führende Ihrer Branche war, bemühte sie sich umso mehr, Kunden anzulocken, weil sie die Nummer 1 der Autoverleiher von ihrem Platz verdrängen wollte.

Wenn man es beim Einreichen eines Artikels mit Zeitschriften mit niedrigerem IF zu tun hat, ist es in gewissen Fällen so, als würde man den Diensteifer eines konkurrierenden Autoverleihs erfahren, der den ersten Platz einzunehmen versucht. Zeitschriften mit niedrigem IF strengen sich mitunter mehr an, qualitativ hochwertige Artikel und Arbeiten zu bekommen, damit ihr IF steigt, und arbeiten mehr kollegial mit den Autoren und Forschern zusammen.

Gibt es einen guten Grund für den niedrigeren IF?
Natürlich gibt es manchmal auch vollkommen offensichtliche Erklärungen, weshalb eine bestimmte wissenschaftliche Fachzeitschrift einen niedrigeren IF-Wert aufweist als eine konkurrierende, von Fachexperten im peer review bewerte Zeitschrift. Mitunter ist eine wenig angesehene Zeitschrift mit niedrigem IF auch einfach an einer ganz bestimmten Leserschaft interessiert und hat kein Interesse daran, die bequeme kleine Nische zu verlassen. Oder vielleicht publiziert die Zeitschrift ja einfach nur nicht ganz so bahnbrechend exzellentes Material. Beides kommt vor.

Ich persönlich habe Arbeiten und Artikel sowohl bei Zeitschriften mit hohem Impact Factor als auch bei unbedeutenden Zeitschriften mit niedrigem IF eingereicht und ich wurde bei beiden von den Redakteuren und Herausgebern sehr unterschiedlich behandelt. Ich wurde von den Vorteilen der Zeitschriften mit hohem IF überzeugt und ich habe die Nachteile bei niedrig-IF Zeitschriften erlebt, aber ich habe auch erstklassige Betreuung bei einer Zeitschrift mit niedrigem IF erhalten und bin bei Zeitschriften mit hohem IF überhaupt nicht beachtet, respektlos behandelt und ignoriert worden. Egal wie gut Sie sich informieren und vorbereiten, manchmal gibt es scheinbar keinen Sinn und Verstand im System der wissenchaftlichen Einreichung und Veröffentlichung.

Plagiate?

PlagiatNicht-muttersprachliche Autoren, die in englischer Sprache publizieren wollen („ESL Autoren“ = „English as a scecond language authors“), beauftragen oft ein englisches Korrektorat, um ihr Manuskript zu verbessern. Hier stellt sich dann manchmal heraus, dass ganze Sätze von Veröffentlichungen anderer Autoren kopiert worden sind. Die Gründe sind verschieden. Unter anderem bedingt durch ein unterschiedliches Verständnis in westlichen und nicht-westlichen Ländern. Je nach Land wird das Kopieren von Wörtern durch ESL Autoren als kein schwerwiegender Tatbestand angesehen.

Jedoch ist es sehr einfach, den Plagarismus zu entdecken. Sind einige Stellen im Text in sehr gutem Englisch verfasst, während andere Passagen hingegen etliche grammatikalische Fehler aufweisen, wird der Herausgeber stutzig.

Des Weiteren kann der Herausgeber nach dem Zufallsverfahren Sätze des Textes googeln, um zu sehen, ob diese kopiert wurden. Oder es werden direkt die angegebenen Quellen des ESL Autors überprüft, um zu sehen, ob der Text reproduziert wurde. Nicht zu vergessen – es gibt auch spezielle Software Tools um Plagarismus nachzuweisen.

Wird ein Plagarismus entdeckt, ist es sehr wichtig, dies dem Autor ohne einen vorwurfsvollen Ton näherzubringen. Denn so mancher Autor weiß manchmal gar nicht, dass dies kriminell ist. Aber auch das Ausmaß des Kopierens beeinflusst die Aktion des Herausgebers. Sind ganze Paragraphen kopiert, sollte der Herausgeber die Arbeit mit Respekt ablehnen, gleichzeitig aber dem Autor die ähnlichen Passagen zusammen mit den Quellen vorlegen und ihn bitten, die Passagen nochmal zu schreiben. Anderseits, falls nur ein paar Sätze kopiert wurden, kann der Herausgeber diese durch Umschreiben „korrigieren“ und den Autor bitten, die Quelle zu zitieren.

Wenn das Manuskript sprachliche Korrekturen erfordert, kann der Herausgeber diese im typischen Lektoratsservice miteinschließen.

Es gibt aber auch einen anderen Grund für das abstrakte Schreiben als Fall des Kopierens. Und zwar dann, wenn ein Autor einen Text/Abschnitt oder ein Bündel an Sätzes in einer seiner eigenen Publikation wiederverwenden möchte, ohne dass es nach einer direkten Reproduktion aussieht. Hier kann der Herausgeber abstraktes Schreiben anbieten, nachdem er sichergestellt hat, dass die publizierten Arbeiten tatsächlich vom Autor geschrieben werden.

Eine gute Strategie ist es, den Autor den Text in seiner eigenen Sprache schreiben zu lassen und ihn dann erst zu übersetzen. Der Herausgeber bearbeitet lediglich den übersetzten Text. Das funktioniert gut für den Großteil der Autoren und trainiert zugleich die Sensibilität des Autors gegenüber dem Thema des Plagarismus. Eine professionelle englische Textkorrektur durch ein englisches Korrektorat hilft, die oben aufgeführten Probleme zu vermeiden und der ESL Autor wird durch das Ergebnis auch gleichzeitig in die Richtung des abstrakten Schreiben geschult. Somit ist es auch in der Verantwortung des Herausgebers, dem Autor die Bedeutung der Verwendung von Wörtern und Sätzen anderer zu verdeutlichen.