Aus der Katgorie: Forschung und Schreiben

Die Top 5 Gründe für abgelehnte Fördergeldanträge

research-proposal-rejectionDer Konkurrenzdruck nimmt in der akademischen Welt ebenso zu, wie die Anforderungen an Transparenz und Effizienz. Im Zuge dessen nimmt die Geldersuche einen zunehmend gewichtigeren Teil der Arbeitszeit in Anspruch. Bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft etwa ist die Anzahl bewilligter Fördergeldanträge in wenigen Jahren von knapp der Hälfte auf ein Drittel gefallen. Bei anderen Trägern ist die Erfolgsaussicht noch geringer. Für das Verfassen von Antragsdokumenten gibt es nur wenige Seminare, Workshops oder andere Ausbildungseinheiten. Entsprechend ist das Gespür dafür, was eigentlich genau gefragt ist, nicht immer stark ausgeprägt. Zu wissen worauf die Vergabekomitees achten, hilft aber nicht nur dabei Fehler zu vermeiden, sondern es verbessert auch die Einschätzung darüber, ob sich der Zeitaufwand für eine Bewerbung überhaupt lohnt. Die folgende Liste gibt einen Überblick über die fünf geläufigsten Gründe, warum Anträge auf Forschungsgelder abgelehnt werden.

Der falsche Ansprechpartner

Die Vielfalt an Trägern, Instituten, Förderorganisationen, staatlichen Stellen, Stiftungen und Unternehmen, die Forschungsstipendien oder Fördergelderofferieren, ist enorm. Entsprechend ist es mühsam, sich darüber zu informieren, welche Organisation am besten zum eigenen Projekt passt. Da der für einen Antrag nötige Aufwand (oft sind es mehrere Monate Vollzeitarbeit) und der Zeithorizont (von Antragseinreichung bis zur Entscheidung kann leicht ein halbes Jahr vergehen) enorm sind, lohnt es sich aber, den Adressaten genau zu kennen. Häufig reicht es schon, sich mit dem Projektportfolio der Organisation vertraut zu machen, um Anträge zu vermeiden, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt sind. Wichtig ist zudem, dass nicht nur das Projekt und der Antragsteller, sondern auch die Institution, an der das Projekt ausgeführt werden soll, gut zum fachlichen Schwergewicht passen, das der Förderer gesetzt hat.

Formale Anforderungen nicht beachtet

Viele Organisationen haben konkret ausformulierte Anforderungen an den formalen Aufbau eines Antrags. Sie dienen dazu, den Evaluationsprozess so effizient wie möglich zu gestalten – leider aber nicht das Verfassen des Antrags. Wer sich sich über solche Anforderungen hinwegsetzt, macht klar, dass er nicht sehr detailorientiert arbeitet: Nicht die beste Qualifizierung für einen Forschenden! Selbiges gilt auch für nachlässig geschriebene, strukturierte oder gelayoutete Dokumente.

Mangelende Relevanz oder Umsetzbarkeit des Projekts

Ist der Beitrag, den das vorgeschlagene Projekt zum Themenfeld leisten wird, substantiell und originell genug? Wird das neu erarbeitete Wissen eine Grundlage für spätere Forschung liefern? Sind die Erwartungen realistisch? Mit solchen Fragen wird sich jeder Begutachter beschäftigen. Eine zu eingeschränkte, spezialisierte Forschungsfrage mag leider zuweilen ausschließlich für den Antragsteller von Interesse sein. Umgekehrt birgt ein zu ambitioniertes Projekt oder ein unrealistischer Zeitplan das Risiko zu scheitern. Die Richtlinien der Förderinstitutionen sind darauf ausgelegt, beide Szenarien zu vermeiden, indem solche Projekte abgelehnt werden.

Zu ungenau umrissenes Projekt

Üblicherweise erwarten Geldgeber ein sehr konkretes Vorhaben. Dazu gehört ein Überblick über den Stand der Forschung, eine klar definierte Forschungsfrage und ein bereits konkretes Forschungsdesign. Letzteres schließt eine Beschreibung der anzuwendenden Methoden ein; ebenso muss die geplante Datenerhebung (falls relevant) erläutert werden. Dieser Teil nimmt am meisten Motivation, Zeit und Platz in Anspruch: Als Faustregel kann man von etwa der Hälfte der Seiten des Antrags ausgehen. Ein häufiger Fehler besteht darin, zu wenig Energie in dieses Kapitel zu investieren. Besonders die Methodenbeschreibung ist oft zu knapp oder zu allgemein gehalten. Auch eine nur grob umrissene Hypothese oder eine bunte Auswahl an möglichen Fragestellungen führt nicht selten zur Ablehnung des Antrag.

Zu wenig, oder zu wenig subtile Eigenwerbung

Im Antrag müssen eigene Vorkenntnisse und Erfahrungen deutlich werden, diese müssen jedoch im Licht des Forschungsvorhabens präsentiert werden. Die bewertende Istanz muss überzeugt werden, dass das Team oder die Person, die den Antrag stellt, exakt diesem Projekt gewachsen ist. Andererseits darf nicht der Eindruck entstehen, lediglich aus vergangenen Arbeiten Profit schlagen zu wollen und nicht die eigentliche Forschungsfrage im Auge zu haben.

Der „learning by doing“ Ansatz ist, besonders für junge Forscher, nicht immer einfach. Wenn zu einem beschränkten Fundus an fachlicher Erfahrung noch die ungewohnte Textsorte „Fördergeldantrag“ kommt, ist es besonders wichtig, die richtige Unterstützung zu haben. Neben einem Mentor für fachliche Fragen lohnt es sich immer Entwürfe von Anträgen mit jemandem zu besprechen, der solche schon erfolgreich eingereicht hat. Wichtig ist auch, im Hinterkopf zu behalten, dass eine Ablehnung nicht das Aus für das eigene Forschungsprojekt bedeuten muss – überarbeitete Anträge haben eine deutlich höhere Chance auf Erfolg!

Die 3 Grundtypen akademischer Rezensionen

Rezensionen ArticleRezensionen, wie beispielsweise von Theaterstücken, Restaurants oder Büchern, beschreiben und bewerten ihren Gegenstand. Sie erklären, welches Publikum bedient wird und geben Hinweise auf die Einordnung im betreffenden Gebiet. Ziel ist es, dem Leser ein Urteil darüber zu ermöglichen, ob ihm das Stück, das Restaurant oder das Buch zusagen würde und ob sich der Einsatz von Zeit und Geld dafür lohnt. Im akademischen Betrieb hat das Wort allerdings mitunter eine andere Bedeutung, namentlich wenn es um „Reviews“ von Artikeln geht. Diese sind jedoch nicht der einzige Gegenstand von akademischen Rezensionen, und lange nicht der häufigste; auch Bücher oder ganze Forschungsgebiete werden rezensiert.

Rezension von akademischen Büchern

Diese unterscheidet sich nicht grundlegend von der Besprechung eines Romans: Sie setzt nicht zwingend voraus, dass der Leser mit dem Gegenstand des Artikels vertraut ist. Es soll also rasch klar werden, wovon das Buch handelt, was die hauptsächlichen Schlussfolgerungen sind, an wen es sich richtet, vor welchem Hintergrund es entstand und in welchem Verhältnis es zu anderen bedeutenden Publikationen des Fachgebiets steht. Solche Buchbesprechungen entstehen üblicherweise auf Anregung des Verlags, der das Buch veröffentlicht, oder der Redaktoren der Fachzeitschrift, in welcher die Rezension erscheinen soll: Autoren, welche zwingend Experten des Fachgebiets sein müssen, werden kontaktiert und um die Rezension gebeten.                                                                                                                                                    Lesern mit beschränkten Kenntnissen in einem Themengebiet bietet sich die Möglichkeit, in einschlägigen Journals gezielt nach Buchrezensionen zu suchen. So kann man sich in sehr knapper Zeit einen Eindruck über den aktuellen Stand der akademischen Diskussion machen.

Rezension von Artikeln in Journals mit Peer Review

Akademische Artikel-Reviews stehen hingegen in der Tradition des wissenschaftlichen Diskurses: Die Rezension bildet hier eher einen Beitrag zum Forschungsgebiet, als dass es sich um einen Überblick handelt. In der wissenschaftlichen Rezension eines Artikels können Vorgehen oder Schlussfolgerungen des Autors kommentiert und kritisiert werden oder es kann auf Auslassungen eingegangen werden. Eigentliche Fehler sollten bereits im Peer Review Prozess entdeckt worden sein.  Ist dies ausnahmsweise dennoch erst nach erfolgter Publikation der Fall, so bieten Journals die Möglichkeit, Fehlern mit Errata, Corrigenda oder Addenda zu begegnen. Bei einem Reviewartikel handelt es sich also eher um einen Disput zwischen dem Autor des Originalartikels und dem Autor des kommentieren Artikels. Letzterer muss dabei seinen Text vor der Publikation ebenfalls dem üblichen Peer Review Prozess unterziehen. Die meisten Journals räumen daraufhin dem Autor des Originaltextes die Gelegenheit zu einer Stellungnahme ein; gegebenenfalls wird auch dem kommentiereden Autor eine finale Erwiderung ermöglicht. All diese Texte werden gemeinsam mit der Review veröffentlicht. Solche offenen und öffentlichen Dispute sind allerdings relativ selten.

Reviews vom Stand der Forschung

Geläufiger sind Reviews, die sich nicht auf einen einzelnen Artikel konzentrieren, sondern den aktuellen Stand oder kürzlichen Fortschritt des Forschungsfeldes als Ganzes wiedergeben und kritisch betrachten. Mehr noch als bei der Buchrezension besteht hier der Fokus darin, den Hintergrund und Kontext zu präsentieren. Noch einen Schritt weiter gehen Metastudien, welche Daten und Ergebnisse verschiedener Studien oder Forschungsprojekte zusammenfassen und so Einblicke in die größtmögliche zusammenhängende Datenmenge erlauben. Einige Journals widmen sich exklusiv solchen Artikeln, oft werden sie aber in den üblichen Fachzeitschriften veröffentlicht. Solche Texte bilden ausgezeichnete Ressourcen für Einsteiger in ein Thema.

Die beschriebenen drei Grundtypen von Rezensionen haben also eine jeweils sehr unterschiedliche Natur. Ihre Verfasser verfolgen andere Ziele und benötigen für ihre Arbeit unterschiedliche Fähigkeiten. Auch die Leserschaft, an die sich die verschiedenen Rezensionen richten, ist nicht die selbe. Allen drei Texttypen ist aber gemeinsam, dass sie ihrem Autor eine wertvolle Übung im Hinblick auf eine Peer Review Tätigkeit ermöglichen.

Von Salami Wissenschaftlern und Artikeln in Scheibchen

salami-publishingSind wir ehrlich: Forschung und akademisches Publizieren sind Spannungsfelder. Die Anreize fallen leider oft so aus, dass Karriereförderung und ethisches Verhalten im Wiederspruch zueinander stehen. Der Blätterwald nimmt zu, Open Access und Online-Only Formate haben zur Folge, dass wesentlich mehr Material veröffentlicht wird als noch vor einigen Jahren. In der Folge hat niemand mehr einen wirklich vollständigen Überblick über Neuerscheinungen in seinem Fachgebiet. Auf Forschenden lastet derweil unbestreitbarerweise der Druck, möglichst viele und möglichst gute Publikationen nachweisen zu können, sei es im Streben nach Forschungsbudgets oder nach Beförderungen. Und weil das „viel“ eben leichter nachvollziehbar ist als das „gut“, ist es verlockend, aus einem Forschungsprojekt oder einer Studie mehrere Publikationen zu zaubern. Teilweise ist es sinnvoll, ein riesiges Projekt, das sich möglicherweise mit klar abgrenzbaren Themen beschäftigt, herunter zu brechen. Manchmal aber machen sich die Autoren gezielt auf die Suche nach dem „Publon“, der mit einem Augenzwinkern so titulierten „kleinsten publizierbaren Einheit“ – es geht also um das so genannte „salami publishing“, ein Themenkreis mit vielen Grautönen, der in seiner Reinform aber als unethisches Vorgehen gilt. Da werden gesammelte Daten rezykliert indem ein Forschungsresultat unter mehreren, nur leicht unterschiedlichen Gesichtspunkten besprochen wird. Die zweite Methode der Artikelvermehrung besteht darin, die Forschungsleistung und Erkenntnisse in mehrere Teile zu trennen. Diese sollen gerade noch groß genug sein, um von Journals als substantiell und publizierenswürdig betrachtet zu werden, aber eben auch so viele Artikel wie nur möglich unter dem Namen des Autorenteams hergeben. Die resultierenden Artikelchen werden dann bei verschiedenen Journals, wenn möglich mit einem unterschiedlichen fachlichen Fokus, eingereicht.

Unfair und schädlich.
Das Problem an diesem Vorgehen liegt nicht bloß darin, dass ein Autor sich bei gleicher Leistung ungerechtfertigterweie mit mehr Publikationen schmückt, als seine ethisch korrekter vorgehenden Kollegen. Es resultieren auch aus wissenschaftlicher Sicht Probleme: Da bei der Scheibchentechnik gezielt verschiedene Journals beliefert werden, wird es der Leserschaft besonders erschwert, alle relevanten Informationen zu beziehen. Hat beispielsweise ein Wirkstoff Auswirkungen auf mehrere Körperorgane, oder hat eine wirtschaftspolitische Maßnahme in unterschiedlichen Ländergruppen verschiedene Konsequenzen, so wird der Leser jeweils über beide Seiten der Medaille informiert sein wollen. Findet die jeweilige Analyse aber in zwei Artikeln statt, die nicht auf einander verweisen, dann steigt die Wahrscheinlichkeit von Fehlschlüssen. Zudem führen mehrere, sehr ähnliche Artikel zu Redundanz in der Fachliteratur. Die Zeit der Leserschaft wird ebenso verschwendet, wie knappe Seiten in den jeweiligen Publikationen, die für echte, neue Beiträge hätten verwendet werden können. Hinzu kommt, dass es bei allfälligen Metastudien zu Verzerrungen kommen kann, falls übersehen wird, dass dieselben Daten mehrfach verwendet wurden.

Verhinderbar?
Einige Journals versuchen, dem Problem der Salamitaktik gezielt entgegen zu wirken, beispielsweise, indem von allen Autoren Auskunft darüber verlangt wird, ob und welche weiteren Artikel sich zur Zeit im Veröffentlichungsprozess befinden oder was vorgängig im selben Themenkreis publiziert wurde. Es wird teilweise gezielt nach bereits veröffentlichten Artikeln der selben Autoren mit ähnlichem Titel und ähnlicher Hypothese gesucht, die dieselben Datensätze bearbeiten. Bei entsprechendem Verdacht wird Rücksprache mit den Autoren genommen. Im Review Prozess und bei den Redaktionsteams wird aber die Zeit auch ohne solche Ermittlunsarbeiten schon immer knapper; nicht zuletzt deswegen stehen der Qualitätssicherung in diesem Bereich also erhebliche Hindernisse im Weg. Solange sich in der Welt des akademischen Publizierens an der „Mehr ist besser“ Mentalität nichts ändert, wird die Ethik der Autoren wohl weiterhin die wichtigste Waffe im Kampf gegen die Salamitaktik bleiben.

Kleine Tools & Helfer für große Arbeiten

Online-tools-for-researchersWer sich an Bibliothekskarteien – genauer: physische Karten in quietschenden Schubladen – und fehlende Bücher oder Journals erinnern kann, der wird kaum Zweifel daran haben, dass die Forschung eines jener Felder ist, die durch das Internet besonders stark revolutioniert wurde. Doch auch über die Recherche und den verbesserten Zugang zu Inhalten hinaus gibt es praktische Hilfen, die dem Forscher unter die Arme greifen. Eine Vielzahl an Online-Tools, Programmen und Apps versprechen, mühsame Fleißarbeiten zu übernehmen. Von der Dokumentenverwaltung zum Zusammenstellen der Bibliographie, von Kommunikationsoptionen zur Textverarbeitung: Nicht immer sind die aus dem Alltag bekannten Lösungen auch jene, die dem Prozess der Forschung am meisten entgegenkommen. Wer die richtigen kleinen Helfer kennt, kann sich den Forscheralltag erleichtern.

Recherche

Google Scholar ist alles andere als ein Geheimtipp. Wer seit der ersten Version vor beinahe zehn Jahren eine Hochschule betreten hat, kennt die Suchmaschine für akademische Texte. Das Herunterladen von frei zugänglichen Publikationen ist ebenso möglich wie der Zugriff über die Rechte der eigenen Universitätsbibliothek. Die Suchfunktion und Auflistung nach Relevanz bilden sicherlich das Herzstück und auch die Möglichkeit, zu ähnlichen oder bezugnehmenden Artikeln zu springen, ist hinlänglich bekannt. Es gibt aber auch weniger genutzte, hilfreiche Funktionen: E-Mail Benachrichtigungen über neu erschienene Artikel können dabei helfen, auf dem aktuellsten Stand zu bleiben (linke Navigationsleiste neben den Suchresultaten). Das Einbinden von EndNote (siehe unten) klappt wie am Schnürchen (unter Einstellungen). Bei PubMed und Web of Science versehen Menschen statt Algorithmen die suchbaren Artikel mit Metadaten wie Autor, Journal und Erscheinungsdatum, und im Fall von PubMed auch mit Schlagwörtern. Dadurch kann die Korrektheit garantiert werden, die Suche wird angenehmer und Inhalte entsprechen auf jeden Fall akademischen Ansprüchen. Die offensichtlichen Nachteile gegenüber Google Scholar bestehen darin, dass ersteres sich auf das Feld der Medizin beschränkt und letzteres nicht kostenlos zugänglich ist. Zudem können bei beiden nur Abstracts durchsucht werden, und es stehen nur Journalartikel zur Verfügung, Inhalte wie Konferenzbeiträge oder Bücher fehlen.

Bibliographien erstellen

Hin- und herkopieren, fehlende Angaben ergänzen, sortieren und formatieren: Es ist ein Gemurxe und es nervt. Gut, dass es nicht länger nötig ist. BibMe erstellt in Word exportierbare Bibliographien in den vier gebräuchlichsten Zitierweisen, ganz ohne Haare raufen. Nicht nur Journal-Artikel können nach Namen gesucht und durch Anklicken der Bibliographie hinzugefügt werden, auch Bücher, Zeitungsartikel, Websites und verschiedene Medien sind im Katalog vorhanden. Zusätzlich ist eine manuelle Eingabe möglich. Das Tool steht kostenlos zur Verfügung und besticht durch die intuitive Bedienweise. Für kleinere Arbeiten oder Leute, die von ihrem althergebrachten System der Dokumentenverwaltung nicht abrücken wollen, ist dies ein idealer kleiner Helfer

Dokumentenverwaltung

Recherche beinhaltet viel „Querlesen“ und das Herumspringen zwischen verschiedenen Materialien und Quellen. Tools wie Zotero, Mandeley und EndNote bieten Lösungen für die damit verbundenen Schwierigkeiten. Für die ersten beiden steht eine gratis Basisversion zur Verfügung. Bibliographische Informationen oder ganze Text können bequem von Datenbanken und sogar Websites lokal gespeichert und zwischen verschiedenen Geräten synchronisiert oder mit anderen Nutzern geteilt werden. Mehrere gespeicherte Texte können gleichzeitig durchsucht werden, Notizen anzuheften kann ebenfalls nützlich sein. Bequem funktioniert das Zusammenspiel mit Textverarbeitungsprogrammen, in welche Zitate mit wenigen Klicks eingefügt und referenziert werden können. Die Funktionalität der drei Konkurrenten unterscheidet sich stark und die Nützlichkeit hängt von den individuellen Gewohnheiten ab.

Textverarbeitung

Scrivener ist ein relativ günstiges Textverarbeitungsprogramm, das (im Gegensatz zu Microsoft Word) nicht annimmt, dass ein Text linear von Abstract zum Anhang geschrieben wird. Stattdessen können verschiedene Teile einer Arbeit parallel verfasst und diese Module dann bequem zusammengestellt, bearbeitet und verschoben werden. Praktisch sind auch die umfangreichen Möglichkeiten, Vorarbeiten und Materialien wie Notizen, relevante Artikel, Textstellen oder Websites zu verwalten, zum Beispiel indem diese mit Schlüsselworten oder Metadaten versehen werden. Den täglichen Fortschritt durch die einblendbare Anzahl Worte zu überwachen kann motivierend wirken, dass das Programm regelmäßig zwischenspeichert und vorgängige Textversionen abrufbar hält beugt kleineren Katastrophen vor. Eine Konvertierung, etwa zu Word oder LaTeX, ist möglich.

Sich auf neue forschungsorientierte Tools einzulassen (und jene zu wählen, die den eigenen Bedürfnissen am besten entsprechen), kann einem also durchaus das eine oder andere graue Haar ersparen.

Thesenverteidigung: Krönung der Forschungsleistung & akademisches Begrüßungsritual

disputationDie Thesenverteidigung einer Bachelor-, Master- oder Doktorarbeit, auch Disputation genannt, bildet den letzten Schritt vor Verleihung des angestrebten Titels. Sie bildet damit in gewisser Weise die Krönung der erbrachten Forschungsleistung. Für die konkrete Ausgestaltung legt in Deutschland jede Fakultät ihre eigenen Richtlinien fest, grundsätzlich soll der Urheber der Arbeit aber öffentlich und vor einem Fachpublikum seine Hypothese, Voraussetzungen und Vorgehensweise darlegen, seine Resultate präsentieren, seinen Beitrag zum gewählten Forschungsfeld einordnen, und in einem zweiten Teil Fragen dazu beantworten.

Mehr als eine mündliche Prüfung

Von Studenten und Forschenden wird dieses Ritual oft als eine Art mündliche Prüfung wahrgenommen, unterscheidet sich davon aber in einem wesentlichen Punkt: Oft kennt sich der Geprüfte nach wochen- oder monatelanger Arbeit in seinem Teilgebiet besser aus, als das Expertenkomitee. Gestellte Fragen dienen nicht primär dazu, Wissen abzufragen und zu prüfen, sondern sind oft ehrliche Verständnisfragen und zeugen von Interesse. Nicht selten kommt es auch zu Diskussionen zwischen den einzelnen Komiteemitgliedern. Dies entspricht durchaus der Geschichte der Thesenverteidigung, welche zu einer Zeit entstand, als Forschung vermehrt im Diskurs stattfand, und die Rolle des Lehrers sich weniger scharf von jener des Schülers abgrenzte. Die Verteidigung einer grösseren Arbeit, damals nicht selten vor der komplett versammelten Fakultät inklusive Studentenschaft gehalten, diente zwar dazu, die erworbene neue Erkenntnis dem kritischen Blick der zukünftigen Kollegen zu unterziehen. Neben diesem akademischen Grundprinzip war es aber ebenso bedeutend, die Forschungsleistung aus dem Labor oder Studierzimmer ans Licht zu bringen und allgemein zugänglich zu machen. Die mündliche Thesenverteidigung diente außerdem als eine Art Antrittsvorlesung. Etablierte Experten prüften nicht nur die Forscherqualitäten des angehenden neuen Kollegen, sondern besahen den Kandidaten auch in der Rolle des Wissensvermittlers und Lehrers. Auch wenn sich der akademische Betrieb inzwischen verändert hat und längst nicht jeder Doktorand eine Professur anstrebt, so kann die Verteidigung der Dissertation durchaus auch heute als Willkommensgruß in die akademische Gemeinschaft gesehen werden.

Durchfallen (fast) ausgeschlossen

Wer der Verteidigung seiner These nervös entgegen blickt, tut gut daran, sich dies in Erinnerung zu rufen. Es erklärt, wieso im Rahmen der Thesenverteidigung ab und an Änderungen oder Ergänzungen an der Arbeit verlangt werden, ein Durchfallen bei diesem mündlichen Teil aber äußerst selten ist. Schließlich kennt der Betreuer die Arbeit, hat Entwürfe davon in mehreren Stadien gesehen und weiss, dass die Arbeit reif ist für die Öffentlichkeit. Zentrale Bedeutung kommt daher bei der Verteidigung neben dem Inhalt auch einer verständlichen, spannendem und knackigen Präsentation zu. Oft erhält der Geprüfte durch die gestellten Fragen ein besseres Gefühl dafür, welche Bereiche seiner Arbeit für Publikationen ausgekoppelt werden können, oder er erhält von etablierten Experten wertvolle Fingerzeige für weiterführende Forschung. Wer mit Leuten spricht, die sich bei der Verteidigung von Doktorarbeiten als Mitglieder von Expertenkomitees betätigt haben, der spürt durchaus die Freude daran, einem neuen Mitglied in ihrer Gemeinschaft die Gelegenheit geben zu können, erstmals in formellem Rahmen an einem Diskurs unter Gleichberechtigten teilzunehmen, wie dies später etwa an Konferenzen stattfinden wird. Gefürchtet werden muss das Ritual also nicht.