Wer sich an Bibliothekskarteien – genauer: physische Karten in quietschenden Schubladen – und fehlende Bücher oder Journals erinnern kann, der wird kaum Zweifel daran haben, dass die Forschung eines jener Felder ist, die durch das Internet besonders stark revolutioniert wurde. Doch auch über die Recherche und den verbesserten Zugang zu Inhalten hinaus gibt es praktische Hilfen, die dem Forscher unter die Arme greifen. Eine Vielzahl an Online-Tools, Programmen und Apps versprechen, mühsame Fleißarbeiten zu übernehmen. Von der Dokumentenverwaltung zum Zusammenstellen der Bibliographie, von Kommunikationsoptionen zur Textverarbeitung: Nicht immer sind die aus dem Alltag bekannten Lösungen auch jene, die dem Prozess der Forschung am meisten entgegenkommen. Wer die richtigen kleinen Helfer kennt, kann sich den Forscheralltag erleichtern.
Recherche
Google Scholar ist alles andere als ein Geheimtipp. Wer seit der ersten Version vor beinahe zehn Jahren eine Hochschule betreten hat, kennt die Suchmaschine für akademische Texte. Das Herunterladen von frei zugänglichen Publikationen ist ebenso möglich wie der Zugriff über die Rechte der eigenen Universitätsbibliothek. Die Suchfunktion und Auflistung nach Relevanz bilden sicherlich das Herzstück und auch die Möglichkeit, zu ähnlichen oder bezugnehmenden Artikeln zu springen, ist hinlänglich bekannt. Es gibt aber auch weniger genutzte, hilfreiche Funktionen: E-Mail Benachrichtigungen über neu erschienene Artikel können dabei helfen, auf dem aktuellsten Stand zu bleiben (linke Navigationsleiste neben den Suchresultaten). Das Einbinden von EndNote (siehe unten) klappt wie am Schnürchen (unter Einstellungen). Bei PubMed und Web of Science versehen Menschen statt Algorithmen die suchbaren Artikel mit Metadaten wie Autor, Journal und Erscheinungsdatum, und im Fall von PubMed auch mit Schlagwörtern. Dadurch kann die Korrektheit garantiert werden, die Suche wird angenehmer und Inhalte entsprechen auf jeden Fall akademischen Ansprüchen. Die offensichtlichen Nachteile gegenüber Google Scholar bestehen darin, dass ersteres sich auf das Feld der Medizin beschränkt und letzteres nicht kostenlos zugänglich ist. Zudem können bei beiden nur Abstracts durchsucht werden, und es stehen nur Journalartikel zur Verfügung, Inhalte wie Konferenzbeiträge oder Bücher fehlen.
Bibliographien erstellen
Hin- und herkopieren, fehlende Angaben ergänzen, sortieren und formatieren: Es ist ein Gemurxe und es nervt. Gut, dass es nicht länger nötig ist. BibMe erstellt in Word exportierbare Bibliographien in den vier gebräuchlichsten Zitierweisen, ganz ohne Haare raufen. Nicht nur Journal-Artikel können nach Namen gesucht und durch Anklicken der Bibliographie hinzugefügt werden, auch Bücher, Zeitungsartikel, Websites und verschiedene Medien sind im Katalog vorhanden. Zusätzlich ist eine manuelle Eingabe möglich. Das Tool steht kostenlos zur Verfügung und besticht durch die intuitive Bedienweise. Für kleinere Arbeiten oder Leute, die von ihrem althergebrachten System der Dokumentenverwaltung nicht abrücken wollen, ist dies ein idealer kleiner Helfer
Dokumentenverwaltung
Recherche beinhaltet viel „Querlesen“ und das Herumspringen zwischen verschiedenen Materialien und Quellen. Tools wie Zotero, Mandeley und EndNote bieten Lösungen für die damit verbundenen Schwierigkeiten. Für die ersten beiden steht eine gratis Basisversion zur Verfügung. Bibliographische Informationen oder ganze Text können bequem von Datenbanken und sogar Websites lokal gespeichert und zwischen verschiedenen Geräten synchronisiert oder mit anderen Nutzern geteilt werden. Mehrere gespeicherte Texte können gleichzeitig durchsucht werden, Notizen anzuheften kann ebenfalls nützlich sein. Bequem funktioniert das Zusammenspiel mit Textverarbeitungsprogrammen, in welche Zitate mit wenigen Klicks eingefügt und referenziert werden können. Die Funktionalität der drei Konkurrenten unterscheidet sich stark und die Nützlichkeit hängt von den individuellen Gewohnheiten ab.
Textverarbeitung
Scrivener ist ein relativ günstiges Textverarbeitungsprogramm, das (im Gegensatz zu Microsoft Word) nicht annimmt, dass ein Text linear von Abstract zum Anhang geschrieben wird. Stattdessen können verschiedene Teile einer Arbeit parallel verfasst und diese Module dann bequem zusammengestellt, bearbeitet und verschoben werden. Praktisch sind auch die umfangreichen Möglichkeiten, Vorarbeiten und Materialien wie Notizen, relevante Artikel, Textstellen oder Websites zu verwalten, zum Beispiel indem diese mit Schlüsselworten oder Metadaten versehen werden. Den täglichen Fortschritt durch die einblendbare Anzahl Worte zu überwachen kann motivierend wirken, dass das Programm regelmäßig zwischenspeichert und vorgängige Textversionen abrufbar hält beugt kleineren Katastrophen vor. Eine Konvertierung, etwa zu Word oder LaTeX, ist möglich.
Sich auf neue forschungsorientierte Tools einzulassen (und jene zu wählen, die den eigenen Bedürfnissen am besten entsprechen), kann einem also durchaus das eine oder andere graue Haar ersparen.