Megajournals: Retter der Wissenschaft, Zerstörer der Karriere, oder beides?

18 Dezember 2014  |  Geschrieben in Hochglanzjournals, Megajournals   |  Schreiben Sie einen Kommentar »

MegajournalsEinige akademische Journals tragen auf verschiedenen Kanälen dazu bei, den wissenschaftlichen Fortschritt zu verlangsamen oder zumindest nur selektiv voranzutreiben. Megajournals sollen der große Wurf sein, durch den mehrere Probleme gleichzeitig angegangen werden. Letztlich setzen diese Titel dazu an, den wissenschaftlichen Publikationsbetrieb zu demokratisieren. Alles, was Wissenschaft ist, so die Logik, ist für jemanden nützlich. Folglich sollen alle Papers, die gewissen Qualitätsansprüchen genügen, auch veröffentlicht werden können und zwar schnell und ohne Beschränkung des Zugangs. Megajournals sind Onlinepublikationen, die Papers aus einem breiten Spektrum von Fachbereichen publizieren und bei denen die Redaktion weniger eisern eingreift als bei den klassischen Journals.

So präsentiert klingt das positiv. Die Beschreibung passt aber im Großen und Ganzen auch auf die Raubtierjournals, die darauf aus sind, Publikationsgebühren abzusahnen, ohne dafür eine faire Gegenleistung zu erbringen.

Retter in der Not oder Raubtier?

Zwischen Megajournals und Gebühren-Geiern, deren Inhalte bestenfalls Unterhaltungswert haben, liegen Welten. Den Unterschied zwischen der hohen Qualität der einen und den tiefen Ansprüchen der anderen machen natürlich die Qualitätskontrollen aus, also das Peer Review. Wie seriös dieses durchgeführt wird hängt jedoch nicht von der Publikationsform ab. Plos One und PeerJ, respektierte Titel aus der Kategorie Megajournal, deren Material beachtet und zitiert wird, belegen dies.

Große Würfe gehen meist nicht ohne Bruchlinien einher und so befinden sich die guten Megajournals gegenwärtig in einer Art Zwischenwelt. Trotz der Qualität Ihrer Artikel, der häufigen Zitate, des guten Preis/Leistungsverhältnisses und der raschen Publikation haftet ihnen ein Stigma an von „da kann ja jeder was veröffentlichen“. Somit sehen sich Autoren einem Dilemma ausgesetzt: Wandel wollen viele sehen, freiwillig auf das Prestige der „Klassiker“ verzichten jedoch nur wenige.

Distanz zum Raubtier wahren

Was ist also zu tun, wenn man selber überzeugt ist, dass eine Publikation in einem Megajournal etwas positives ist, gleichzeitig aber vermutet, dass diese Überzeugung nicht geteilt wird von jenen, die Forschungsgelder vergeben und über Beförderungen entscheiden? Abwarten, bis sich die neuen Titel etabliert haben ist die konservativere Methode. Da zur Zeit auch Nobelpreisträger ihre Glaubwürdigkeit nutzen, um das neue Konzept zu pushen, indem sie sich beispielsweise als Redaktoren engagieren, bleibt zu hoffen, dass sich das Problem in absehbarer Zeit selbst löst. Andererseits: Würde es Sie nicht reizen, im nächsten Journal vom Kaliber von Nature publiziert zu haben, bevor es cool war? Eine etwas proaktiver Variante wäre also zu versuchen, die Komitees auf seine Seite zu ziehen. Downloadzahlen, Anzahl Zitate und ähnliche Kennzahlen lassen sich im CV zusammen mit der Publikation auflisten: Durch den kostenlosen Zugang fallen sie bei Artikeln aus Megajournals meist positiv aus, vorausgesetzt es handelt sich um eine qualitativ hochstehende Plattform und einen guten Artikel.

Der Aufbruch in eine neue Welt erfordert bisweilen etwas Mut. Wer sich weiterhin Scheuklappen aufzieht und nur auf den Impact Factor und die Journalhackordnung schaut, der riskiert Teil des Problems zu sein, statt Teil der Lösung. Selbst wenn Sie den Schritt noch nicht wagen wollen, in einem Megajournal oder anderweitigen Open Access Titel zu publizieren, so sollten Sie dennoch ein wachsames Auge auf die Verschiebungen in der erwähnten Hackordnung halten!

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