Akadelypse – Umbrüche im akademischen Publikationsbetrieb
Wer sich mit den Strukturen in der Welt der Forschung und des akademischen Publizierens beschäftigt, der begegnet einem Wort unangenehm oft: „kaputt“. Tatsächlich scheint einiges aus den Fugen geraten zu sein: Forschende müssen ihre Ellenbogen einsetzen, um an Budgets und Positionen zu kommen. Profitorientierte Verlage streichen Gewinne ein, die letztlich von der öffentlichen Hand berappt werden. Ein Peer Reivew kann Monate dauern und die Flut an schlechten Papers, Konferenzen und Journals macht es schwierig, den Überblick zu behalten. Die schwierige Situation resultiert, weil gleich mehrere Eckpfeiler der Forschung außer Balance gekommen sind, die Störfelder verstärken sich gegenseitig. Verschiedene Neuerungen tun also Not. Die Problemfelder voneinander zu trennen und einzeln anzugehen ist schwierig. Die gute Nachricht? Tatsächlich sind Änderungen im Gang und neue Modelle in der Testphase! Der Impact Factor Kritik: Diese Kennzahl ist ein Dorn im Auge vieler Akademiker, denn […]
Geheime Journalpreise ermöglichen Verlagen Abzockerei
In Expatgemeinschaften an Orten, wo nicht alle gewohnten Güter im Supermarkt zur Verfügung stehen, ist es üblich, dass sich jene, die vom Heimaturlaub zurückkehren, ihre Koffer mit den vermissten Produkten füllen. Was nicht schon an Freunde versprochen wurde, wird dann verkauft, meist über Gruppen in sozialen Netzwerken und mit dem Vermerk „Preis auf Anfrage“. Wieso laden sich die Verkäufer den zusätzlichen Aufwand auf, dutzende Mails mit Preisanfragen zu beantworten, statt die Information öffentlich zu machen? Natürlich geht es um die Steigerung der Marge, denn aus den Onlineprofilen lässt sich eine gute Schätzung von Kaufkraft und Zahlungsbereitschaft der Interessenten ableiten. Was in der Wirtschaftstheorie „Preisdiskriminierung“ genannt wird, ist ein altbewährtes Mittel, um höhere Profite zu erzielen. Nach exakt diesem Modell funktionieren auch die Preispläne von kommerziellen akademischen Verlagshäusern. Kein fairer Preis für Journals Drei Elemente sind in diesem Business vorhanden, die […]
Reihenfolge der Autoren: Wer darf zuerst?
Seinen Namen auf der Titelseite eines publizierten Papers zu lesen ist nicht nur schmeichelhaft, sondern hat bekanntermaßen konkrete Auswirkungen auf die Türen, die sich einem Autor öffnen. Längst ist im akademischen Kontext „Autor sein“ nicht mehr an das Verfassen eines Artikels gebunden. Wer ein Projekt anreißt oder entwirft, ein Experiment organisiert oder durchführt, Daten sammelt oder analysiert ist oft nicht dieselbe Person, welche die finale Schreibarbeit leistet. So wird die Liste der Autoren immer länger, denn auch wer nur unterstützend mitgewirkt hat, möchte genannt werden. Seinen Lebenslauf um eine Publikation zu erweitern ist zwar weiterhin von großer Bedeutung, eine Nennung als Autor ist jedoch mit weniger Lorbeeren verbunden, wenn die halbe Fakultät auf dem Titelblatt genannt ist. Umso wichtiger wird die Reihenfolge, in welcher Autoren aufgelistet werden, denn so kann sich die treibende Kraft hinter einem Artikel vom akademischen Hilfsarbeiter […]
Eine Hand zitiert die andere
Dass Redaktoren mehr als nur einen verstohlenen Blick für den Impact Factor ihres Journals übrig haben, ist bekannt. Kaum ein Titel, der ohne konkrete Strategie auskommt, um die eigene Publikation im Ranking nach oben zu rücken. Die gewählten Methoden reichen vom begrüßenswerten Streben nach echten Qualitätsverbesserungen, über reine Marketingmaßnahmen, hin zu Auswahlverfahren, die populäre Artikel gehaltvollen vorziehen. Am untersten Ende der Skala finden sich leider auch Mittel, die mehr als nur ein abschätziges Stirnrunzeln verdienen: Es kommt vor, dass Redaktoren Autoren dazu nötigen, frühere Ausgaben des Ziel-Journals zu zitieren. Leider keine Seltenheit „Schwarze Schafe”, denken Sie? „Gibt es doch in jeder Industrie! Sind bestimmt die Raubtierjournals, die nur aufs schnelle Geld aus sind.” Weit gefehlt, die Realität ist düsterer. Eine vielbeachtete Umfrage aus dem Jahr 2012 hat ans Licht gebracht, dass einer von fünf Autoren aus den Bereichen Wirtschaftswissenschaften und […]
Cited Half-Life: Was lange währt wird endlich gut
Beim Cited Half-Life-Wert handelt es sich mehr oder weniger um das Haltbarkeitsdatum akademischer Arbeiten. Ein hoher Wert bedeutet, dass Artikel auch lange nach ihrer Veröffentlichung noch konsultiert und zitiert werden. Die Details der Berechnung Die bewertete Einheit bildet beim aggregierten Cited Half-Life-Wert gleich eine ganze Fachrichtung. Beim Cited Half-Life-Wert selbst stellt (wie beim Impact Factor) das Journal und nicht etwa ein einzelner Artikel die Grundmenge dar, die untersucht wird. Zur Berechnung der Halbwertszeit werden alle Papers herangezogen, die im letzten Jahr in Journals publiziert wurden und im Web of Science indexiert sind. Die Zitate, die in diesen Artikeln vorkommen, werden jenen Journals zugeordnet, auf welche sie verweisen. Es wird also eine Liste gebildet von allen Zitaten, die ein Journal im letzten Jahr auslösen konnte, egal ob es aktuelle oder längst archivierte Ausgaben des Titels waren, die Beachtung fanden. Die Liste […]