Der Konkurrenzdruck nimmt in der akademischen Welt ebenso zu, wie die Anforderungen an Transparenz und Effizienz. Im Zuge dessen nimmt die Geldersuche einen zunehmend gewichtigeren Teil der Arbeitszeit in Anspruch. Bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft etwa ist die Anzahl bewilligter Fördergeldanträge in wenigen Jahren von knapp der Hälfte auf ein Drittel gefallen. Bei anderen Trägern ist die Erfolgsaussicht noch geringer. Für das Verfassen von Antragsdokumenten gibt es nur wenige Seminare, Workshops oder andere Ausbildungseinheiten. Entsprechend ist das Gespür dafür, was eigentlich genau gefragt ist, nicht immer stark ausgeprägt. Zu wissen worauf die Vergabekomitees achten, hilft aber nicht nur dabei Fehler zu vermeiden, sondern es verbessert auch die Einschätzung darüber, ob sich der Zeitaufwand für eine Bewerbung überhaupt lohnt. Die folgende Liste gibt einen Überblick über die fünf geläufigsten Gründe, warum Anträge auf Forschungsgelder abgelehnt werden.
Der falsche Ansprechpartner
Die Vielfalt an Trägern, Instituten, Förderorganisationen, staatlichen Stellen, Stiftungen und Unternehmen, die Forschungsstipendien oder Fördergelderofferieren, ist enorm. Entsprechend ist es mühsam, sich darüber zu informieren, welche Organisation am besten zum eigenen Projekt passt. Da der für einen Antrag nötige Aufwand (oft sind es mehrere Monate Vollzeitarbeit) und der Zeithorizont (von Antragseinreichung bis zur Entscheidung kann leicht ein halbes Jahr vergehen) enorm sind, lohnt es sich aber, den Adressaten genau zu kennen. Häufig reicht es schon, sich mit dem Projektportfolio der Organisation vertraut zu machen, um Anträge zu vermeiden, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt sind. Wichtig ist zudem, dass nicht nur das Projekt und der Antragsteller, sondern auch die Institution, an der das Projekt ausgeführt werden soll, gut zum fachlichen Schwergewicht passen, das der Förderer gesetzt hat.
Formale Anforderungen nicht beachtet
Viele Organisationen haben konkret ausformulierte Anforderungen an den formalen Aufbau eines Antrags. Sie dienen dazu, den Evaluationsprozess so effizient wie möglich zu gestalten – leider aber nicht das Verfassen des Antrags. Wer sich sich über solche Anforderungen hinwegsetzt, macht klar, dass er nicht sehr detailorientiert arbeitet: Nicht die beste Qualifizierung für einen Forschenden! Selbiges gilt auch für nachlässig geschriebene, strukturierte oder gelayoutete Dokumente.
Mangelende Relevanz oder Umsetzbarkeit des Projekts
Ist der Beitrag, den das vorgeschlagene Projekt zum Themenfeld leisten wird, substantiell und originell genug? Wird das neu erarbeitete Wissen eine Grundlage für spätere Forschung liefern? Sind die Erwartungen realistisch? Mit solchen Fragen wird sich jeder Begutachter beschäftigen. Eine zu eingeschränkte, spezialisierte Forschungsfrage mag leider zuweilen ausschließlich für den Antragsteller von Interesse sein. Umgekehrt birgt ein zu ambitioniertes Projekt oder ein unrealistischer Zeitplan das Risiko zu scheitern. Die Richtlinien der Förderinstitutionen sind darauf ausgelegt, beide Szenarien zu vermeiden, indem solche Projekte abgelehnt werden.
Zu ungenau umrissenes Projekt
Üblicherweise erwarten Geldgeber ein sehr konkretes Vorhaben. Dazu gehört ein Überblick über den Stand der Forschung, eine klar definierte Forschungsfrage und ein bereits konkretes Forschungsdesign. Letzteres schließt eine Beschreibung der anzuwendenden Methoden ein; ebenso muss die geplante Datenerhebung (falls relevant) erläutert werden. Dieser Teil nimmt am meisten Motivation, Zeit und Platz in Anspruch: Als Faustregel kann man von etwa der Hälfte der Seiten des Antrags ausgehen. Ein häufiger Fehler besteht darin, zu wenig Energie in dieses Kapitel zu investieren. Besonders die Methodenbeschreibung ist oft zu knapp oder zu allgemein gehalten. Auch eine nur grob umrissene Hypothese oder eine bunte Auswahl an möglichen Fragestellungen führt nicht selten zur Ablehnung des Antrag.
Zu wenig, oder zu wenig subtile Eigenwerbung
Im Antrag müssen eigene Vorkenntnisse und Erfahrungen deutlich werden, diese müssen jedoch im Licht des Forschungsvorhabens präsentiert werden. Die bewertende Istanz muss überzeugt werden, dass das Team oder die Person, die den Antrag stellt, exakt diesem Projekt gewachsen ist. Andererseits darf nicht der Eindruck entstehen, lediglich aus vergangenen Arbeiten Profit schlagen zu wollen und nicht die eigentliche Forschungsfrage im Auge zu haben.
Der „learning by doing“ Ansatz ist, besonders für junge Forscher, nicht immer einfach. Wenn zu einem beschränkten Fundus an fachlicher Erfahrung noch die ungewohnte Textsorte „Fördergeldantrag“ kommt, ist es besonders wichtig, die richtige Unterstützung zu haben. Neben einem Mentor für fachliche Fragen lohnt es sich immer Entwürfe von Anträgen mit jemandem zu besprechen, der solche schon erfolgreich eingereicht hat. Wichtig ist auch, im Hinterkopf zu behalten, dass eine Ablehnung nicht das Aus für das eigene Forschungsprojekt bedeuten muss – überarbeitete Anträge haben eine deutlich höhere Chance auf Erfolg!