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Was Sie aus vier typischen Doktorandenproblemen lernen können

4 Probleme DissertationDie tägliche Arbeit während der Dissertation ist nicht nur anspruchsvoller als vorherige Ausbildungsphasen oder Arbeitsstellen, sondern auch anders. Gedankengänge und Arbeitsschritte, die nötig sind um neues Wissen zu schaffen, sind nicht dieselben, die gefordert waren, um existierende Kenntnisse zu absorbieren. Plötzlich muss man Zeit selber einteilen, sich aber auch mit den Gepflogenheiten des Teams, der Fakultät und der Journals vertraut machen. Mehr Eigeninitiative und soziale Kompetenz sind gefragt. Darauf ist das Masterstudium oft keine ausreichende Vorbereitung. Entsprechend kämpfen viele Doktoranden gegen dieselben Windmühlen.

Ablenkung

Soziale Netzwerke, e-Mail, Fakultätssitzung, Urlaubsplanung, Lehrtätigkeiten, Zeitung lesen, Computertastatur von Krümeln befreien, relevante Konferenzen ausfindig machen, Networking… Die verschiedenen Nebenaufgaben, die zum Doktorat gehören, gesellen sich zu den bekannten Quellen der Ablenkung und die Versuchung wird größer, wenn der Zeitrahmen nicht mehr in Monaten, sondern in Jahren gemessen wird. Um dieses Problem anzugehen, gibt es viele Strategien; welche am besten wirkt, ist sehr individuell. Oft hilft jedoch ein strukturierter Alltag mit mehr oder weniger fixen Arbeitszeiten, innerhalb derer bestimmte Zeitblöcke für verschiedene Aufgabenbereiche reserviert sind. Die Forschung selbst bildet meist die größte, unstrukturierteste und damit bedrohlichste Aufgabe. Es kann sich lohnen, diese in überschaubarere Teile zu gliedern und Meilensteine und Fristen zu setzen. Manchen hilft es, diese dann mit dem privaten Umfeld zu teilen, um den eigenen Fortschritt besser zu überblicken. Von zu Hause aus zu arbeiten ist nicht für jede Person ideal.

Zu breites Interesse

Auf dem Laufenden zu bleiben ist eine wichtige Aufgabe für Forscher, die aktuelle Literatur und die Entwicklungen im eigenen Feld müssen verfolgt werden. Wie intensiv dies geschieht, kann sehr stark variieren. Besonders für Akademiker am Anfang ihrer Karriere ist es schwierig, die Zeit dafür richtig einzuteilen. Die relevanten Journals und wichtigsten Namen kristallisieren sich erst nach und nach heraus. Journalartikel quer zu lesen ist eine Fähigkeit, die eingeübt werden muss. Über den Tellerrand zu blicken ist zwar löblich, wer sich aber für alles und jedes interessiert, droht rasch in der Informationsflut zu ertrinken.

Unrealistische Erwartungen an sich selbst

Am Anfang, mit Blick fürs große Ganze aber wenig Detailkenntnissen, wirkt das gewählte Thema faszinierend und verspricht, die Grenzen des Bekannten tatsächlich zu erweitern. Die Datensammlung verläuft dann aber nicht ganz so glatt wie erhofft, Literatur, die das Thema streift, wird entdeckt, die Begeisterung der Kollegen hält sich in engeren Grenzen als erwartet. Wer seine Forschungsarbeit mehrere Jahre im Voraus planen muss, sollte sich darauf gefasst machen, dass solche Rückschläge nicht nur eine vage Möglichkeit sind, sondern den weitaus meisten Doktoranden an der ein oder anderen Stelle einen Stock zwischen die Beine werfen. Wer die eigene Erwartungshaltung auf einem realistischen Level halten kann und ein starkes Unterstützungsnetz hat, hat weit bessere Chancen, die angefangene Arbeit dennoch zu einem guten Abschluss zu bringen.

Verhältnis zum Doktorvater

Der Erstbegutachter gibt Input, berät bei der Themen- und Methodenwahl und hilft bei Schwierigkeiten. Kurz: er betreut. Aber er benotet auch. Dies macht das Verhältnis oft schwierig; hinzu kommt, dass sich dieses im Verlauf der Dissertationsjahre wandelt. Zu Beginn kennt sich der betreuende Professor in der akademischen Welt und in seinem Fach besser aus, mit der Zeit sollte sich der Doktorand jedoch im gewählten Teilgebiet zum Experten mausern. In dieser Situation kann es schwierig sein, Kritik an der Arbeit, in die man viel Zeit und Energie investiert hat, richtig einzuordnen. Ergeben sich Probleme mit dem Betreuer, gibt es zahlreiche andere Anlaufstellen in der virtuellen, wie auch in der realen Welt, die weiterhelfen können. Fast immer muss sich der Doktorand jedoch aktiv um Hilfe bemühen.

Keine zwei Personen, Themen oder Dissertation sind identisch. Manche Doktoranden haben das Glück, den „typischen Problemen“ ganz zu entgehen. Für andere können diese Punkte ein kleines Ärgernis sein, für einige aber auch zum Fluch werden, der Arbeit und Leben jahrelang überschattet. Wer aus den Problemen Anderer lernen kann und sich frühzeitig auf mögliche Herausforderungen vorbereitet, positioniert sich optimal, um diese effizient zu bewältigen.

Wer kann helfen, wenn es Doktorvater oder -mutter nicht können?

Dissertation AloneIm Optimalfall hat der Betreuer einer Doktorarbeit fachliches Interesse an der Dissertation „seines“ Doktoranden und gibt Input zu Inhalt und Methoden, motiviert aber auch, am Ball zu bleiben und unterstützt bei Networking und Karriereplanung. In der Realität hingegen steht die Arbeitsbelastung des Betreuers meist nicht hinter der des Doktoranden zurück. Es ist schwierig, Termine zu planen und auch der Betreuer kennt nicht auf jedes fachliche Problem die optimale Antwort. Unterschiedliche Positionen auf den Hierarchiestufen können es schwierig machen, sich auf ein gemeinsames Brainstorming einzulassen. Einige Akademiker sind Koryphäen, aber keine Kommunikatoren. Andere sind eher am Beitrag des Doktoranden zum Lehrauftrag des Instituts interessiert, als am Fortschritt der Dissertation. Und ab und zu verstehen sich Doktorand und Mentor schlicht menschlich nicht, oder zerstreiten sich im Lauf des Projekts.

Fragen, austauschen, untertauchen: Hilfe aus dem Internet

Wenn die Kommunikation ganz zusammengebrochen ist, oder (häufiger) ergänzende Informationen zu gehetzten Gesprächen zwischen Tür und Angel gesucht werden, wenn Organisationstipps oder schlicht Trost gefragt sind, ist die Situation nicht hoffnungslos: Schließlich bietet das Internet nicht nur das gesammelte Wissen der Menschheit – sondern auch Kontakt zu jenen, die diese Sammlung ständig erweitern und ergänzen. Als regelmäßiger Leser des Enago Blogs wissen Sie natürlich um die Nützlichkeit von Informationen und Tipps zum akademischen Leben und Schreiben! Weitere Beispiele von Anlaufstellen für praktische oder inhaltliche Fragen, für den Austausch von Informationen, Erfahrungen und Gefälligkeiten oder auch um einfach mal Dampf abzulassen (anonym oder nicht) und Mitkämpfer zu finden, sind etwa die internationalen Communities postgrad forum und versatile PhD, das deutschsprachige Doktorandenforum, oder das Doktoranden Netz. Auch Blogs sind eine effiziente Art, an neue und aufgearbeitete Informationen zu gelangen, die wichtige Diskussionen ins Rollen bringen können. The Thesis Whisperer ist besonders beliebt.

„Offline“ Angebote nicht vergessen

Nicht nur die Anonymität des Internets kann Gespräche ermöglichen. Viele Doktoranden haben das Gefühl, dass sie sich innerhalb ihrer Fakultät oder Institution nur an ihren Betreuer wenden sollten. Oft aber ist der Austausch mit Kollegen, die möglicherweise ähnliche Sorgen plagen, hilfreich, und nicht selten stehen auch erfahrenere Kollegen, die nicht direkt in die eigene Dissertation involviert sind, gerne mit Rat zur Seite. Viele Fakultäten bieten Beratungsstellen an, etwa solche für emotionale und geistige Gesundheit. Oft ist es möglich, Lehrveranstaltungen zu Projektmanagement, Präsentationstechniken, akademischem Schreiben und anderen relevanten Themen zu besuchen. Fachliche Fragen oder Gedankenexperimente können gute Gründe sein, Kontakte zu reaktivieren, mit denen man zum Beispiel an einer Konferenz über Ähnliches gesprochen hat.

Allerdings können solche Anlaufstellen nicht nur Teil der Lösung sein, sondern auch Probleme schaffen oder verlagern: Wer sich statt auf Facebook im sozialen Netzwerken mit PhD-Bezug verliert, hat wenig getan, um dem Titel näherzukommen. Wenn das Surfen oder auch die realen Kaffeeverabredungen im Pausenraum zu ziellos werden, ist es an der Zeit, die Strategie zu überdenken.

Schließlich gibt es auch eine zeitsparende Anlaufstelle für jene, die mit einer gehörigen Portion Selbstironie über die eigenen Unzulänglichkeiten, den manchmal schwierigen Alltag und die bizarren Situationen schmunzeln möchten, die sich eben nur während des Doktorats ergeben können: Die allseits beliebten PhD Comics.

Grob umrissenes Dissertationsthema: Grober Fehler

Dissertation ThemaEine präzise Fragestellung für eine größere Arbeit, insbesondere eine Dissertation, kann sich erst dann herauskristallisieren, wenn man sich gut in das Thema eingelesen hat. Da die umfassende Literaturrecherche bereits der erste Arbeitsschritt ist, ist es verlockend, das Thema der Dissertation zunächst offen zu halten. Es wäre ja auch schade, plötzlich über eine Information zu stolpern oder einen Gedankenblitz zu haben, der sich dann nicht verfolgen lässt, weil er sich knapp außerhalb der definierten Forschungsfrage befindet. Zudem ist beim einen oder anderen Absolventen auch noch die schulische „Mindestseitenzahl-Mentalität“ im Hinterkopf und die Furcht vor den vielen weißen Seiten.

 

Verzettelungsgefahr

Ein zu breit gewähltes Dissertationsthema wird aber mit großer Wahrscheinlichkeit nicht akzeptiert werden, denn mehr oder weniger zufälliges Herumstöbern gehört eben nicht zur wissenschaftlichen Methode. Es geht aber auch darum, den angehenden Doktoranden zu schützen. Hat sich dieser bereits intensiv genug mit dem Thema beschäftigt, um eine präzise Forschungsfrage formulieren zu können, so kann er auch eher eine qualifizierte Entscheidung darüber treffen, ob er die nächsten Monate oder Jahre seines Lebens diesem Thema widmen möchte. Die Dissertation ist für viele Akademiker die umfangreichste zusammenhängende Arbeit, die sie im Lauf ihrer Karriere je schreiben werden. Die Gefahr, sich zu verzetteln, abgelenkt zu werden und letztlich die Motivation zu verlieren ist sehr real, besonders für „Einzelkämpfer“, die nicht in ein Team oder größeres Projekt eingebunden sind. Dieses Damoklesschwert schwingt noch bedrohlicher über jenen, bei denen die Marschrichtung nicht so klar wie möglich durch das Thema und die gewählte Methode vorgegeben ist.

Wissenschaftlichen Beitrag belegen

Allgemeine Fragen sind schwerlich in den bestehenden Erkenntnisstand einzubinden, was aber eine essentielle Voraussetzung für eine wissenschaftliche Arbeit ist. Bei quantitativ ausgelegten Arbeiten muss beim Themenvorschlag bereits klar sein, welche Variablen für die Untersuchung herangezogen werden, nicht zuletzt um abklären zu können, ob genügend Daten vorhanden sind, respektive um aufzuzeigen, wie gesammelte Daten den Kenntnisstand erweitern können.

Zukunftsperspektiven

Denken Sie daran, dass Ihre Dissertation, einmal fertiggestellt, mehr Eindruck machen wird, wenn bereits der erste Blick aufs Titelblatt Sie als Experten in einem klaren Bereich ausweist. Wenn man Sie eher als „breit interessierten Leser“ wahrnimmt, wird es schwieriger, das Gegenüber von der eigenen Forschungserfahrung zu überzeugen. Wer auf dem Weg zu einer akademischen Laufbahn ist, kann daraufhin arbeiten, in der Dissertation „ausgelassene“ Themen in späteren Papers anzugehen. Diese Strategie ist deutlich erfüllender, und trägt mehr zum Fortschritt der Wissenschaft bei, als sich zu übernehmen und dann den eigenen Erwartungen nicht gerecht zu werden. Wer hingegen nicht übermotiviert ist, sondern im Gegenteil mit einem breit gefassten Forschungsthema die nötigen Vorleistungen vermeiden will, für den gibt es leider keinen besseren Rat, als was derjenige sicherlich bereits ahnt: Ohne Fleiß kein Preis!

Wie sollte eine Dissertation strukturiert sein?

structure-your-dissertationDie Doktorarbeit ist nicht einfach eine „Masterarbeit plus“. Einerseits ist der Inhalt sehr viel umfangreicher und zum anderen bilden Forschungsaktivitäten, die bei früheren Arbeiten kleiner geschrieben wurden, den absoluten Kern der Dissertation. Entsprechend gelten für die Strukturierung des Inhalts eigene Grundsätze. Die genaue Aufteilung hängt stark vom jeweiligen Fach und den Richtlinien der Fakultät ab. Den besten und spezifischsten Eindruck verschaffen Sie sich, indem Sie die Inhaltsverzeichnisse von einigen früheren Dissertationen Ihrer Fakultät durchklicken oder -blättern. Frühzeitig eine Gliederung oder ein voraussichtliches Inhaltsverzeichnis zusammenzustellen und mit dem Doktorvater oder Berater zu besprechen ist ein ausgezeichneter Anlass, um Anforderungen und Erwartungen nochmal konkret durchzugehen und abzugleichen. Dies kann in späteren Stadien mehr als ein graues Haar ersparen.

Abstract und Schlusswort: Das A und O

Einige Grundbausteine sind jedoch allen akademischen Arbeiten gemein, unabhängig von Fach und Stufe. So gehören das Abstract und die Schlussfolgerung zum grundlegenden Handwerkszeug von Akademikern. Dies sind die Früchte Ihrer Arbeit, die garantiert am weitaus meisten gelesen werden, mit denen Sie sozusagen hausieren gehen. Selbst dem interessierten Leser, der Ihre Dissertation Seite für Seite studieren wird, dienen diese zwei relativ kurzen Abschnitte als erster Eindruck Ihrer Arbeit, der nur schwer zu korrigieren ist. Diese Texte werden zwar zum Schluss verfasst, es kann sich aber lohnen, schon früh für beide einen Umriss zu skizzieren, denn dabei wiederholen Sie die zentralsten Ideen und Schlussfolgerungen Ihrer Forschung, führen den Leser aber auch durch die Arbeit hindurch. Der Blick von Außen, zu dem Sie so gezwungen werden, kann helfen, die Kapitel logisch und leserfreundlich zu gliedern. Zudem kann die Kürze und knackige Schreibweise helfen, sich die Kernthemen erneut vor Augen zu führen.

Die Formalitäten

Halten Sie sich beim Erstellen des Titelblattes an die Richtlinien Ihrer Fakultät, üblich sind die Angabe des Titels der Arbeit, Namens des Autors, der Betreuer und Gutachter (inklusive Titel und Rollen), sowie der Bezeichnung des Instituts inklusive Datum. Im Normalfall folgt auf der nächsten Seite eine Danksagung, dann das Abstract und erst danach das Inhaltsverzeichnis (für dessen Stil existieren an manchen Fakultäten ebenfalls Vorschläge oder Vorschriften). Darauf folgt gegebenenfalls das Abkürzungsverzeichnis. Die eidesstattliche Erklärung wird meist als letzter Teil nach der Bibliographie und den Anhängen beigefügt, der Wortlaut ist oft vorgeschrieben oder es ist sogar ein spezielles Formular nötig. Die Reihenfolge kann jedoch variieren, halten Sie sich in jedem Fall an die Formvorgaben und Gepflogenheiten Ihrer Fakultät!

Der Hauptteil

Die eigentliche Dissertation beginnt mit einer Einleitung, in welcher die Zielsetzung und Hypothese der Arbeit detaillierter beschreiben wird als im Abstract und in welcher der Kontext Ihrer Forschung erläutert wird. Dies ist also die Gelegenheit, Ihre Begeisterung für Ihr Fach zu erläutern und zu teilen! Darauf folgt je nach Fach die Literaturauswertung, die Beschreibung der gewählten Methodologie und dann die Entwicklung des Modells. Der Kern Ihrer Arbeit, also die Datenanalyse, Auswertungen und Diskussion sollte etwa die Hälfte des Umfangs der gesamten Arbeit ausmachen. Bei der Schlussfolgerung gilt wie beim Abstract: Der zusätzlichen Aufmerksamkeit der Leser muss unbedingt mit der entsprechenden Aufmerksamkeit beim Verfassen begegnet werden! Dieser Abschnitt soll möglichst fesseln und begeistern, aber auch alle wichtigen Erkenntnisse wiederholen. Lassen Sie noch einmal Ihre Forschungserkenntnisse und Ihren persönlichen Beitrag zum Stand der Forschung glänzen!!

Es kann losgehen: Viel Spaß beim Schreiben!

Denken Sie beim Abfassen der Arbeit an Ihr Zielpublikum: Die Gutachter. Gestalten Sie deren Leseerlebnis so angenehm wie möglich, indem Sie Ihre Arbeit sinnvoll gliedern. Manchmal lohnt es sich, eine Liste aller Punkte zu erstellen, die in den Vorbesprechungen erwähnt wurden, um sicherzustellen, dass der Entwurf alles abdeckt. Nehmen Sie pro Kapitel und Unterkapitel auch eine Schätzung der benötigten Seitenzahl vor und gleichen Sie die Gesamtzahl mit den jeweiligen Maximalvorgaben Ihrer Fakultät ab. Sich frühzeitig über die Gliederung und den Umfang klar zu werden, fördert nicht nur den Lesefluss Ihrer Arbeit, sondern erleichtert oft auch den Einstieg ins Verfassen der Arbeit. Mit einem bestimmten Aspekt der Literaturrecherche zu beginnen ist für viele einfacher, als sich 100 leere Seiten vor den Augen herumtanzen zu lassen!

Lernen, beweisen, beitragen – Wissenschaftliche Arbeiten im Studium

thesis-vs-dissertationStudierende erlernen das wissenschaftliche Arbeiten in verschiedenen Stufen: Seminararbeiten sind erste Etappen. Sie erlauben es, sich den Stand der Forschung in einem Teilgebiet anzueignen und sind gleichzeitig Fingerübungen in Methodik, wissenschaftlichem Schreiben und sinnvollem Vorgehen.

Den Stand der Forschung gemeistert, die weißen Flecken angepackt

Als Krönung des Studiums stellt dann die Masterarbeit unter Beweis, dass diese Anforderungen „gemeistert“ wurden (ebenso natürlich die Diplom-, Magister- oder Lizentiatsarbeit). Der Studierende hat sich, oftmals in einem vorgegebenen Themenkreis, an den Rand des kartographierten Wissens begeben, kann dieses bewerten, es formal korrekt anwenden und durch eigene Gedanken oder Beispiele ergänzen. Ebenso wird eine gute Arbeit aber zwangsläufig die weißen Flecken auf der wissenschaftlichen Landkarte herausarbeiten. Nicht selten ergeben sich hier Anknüpfungspunkte zu einer Dissertation. Wenn auch die Weiterentwicklung einer vorherigen Arbeit umstritten ist, so steht die Erschließung neuen Wissens in jedem Fall im Zentrum einer Doktorarbeit. Diese soll unbedingt einen bedeutenden, eigenständigen und neuen Beitrag zum gewählten Feld leisten und muss entsprechend auch publiziert werden. Der Neuling beweist, dass er durch seine Fähigkeiten in der Forschung würdig ist, zum Kreis der Experten zu gehören. Entsprechend den breiter gefassten Anforderungen und dem bedeutend höheren Zeitaufwand ergreift der nötige Forschergeist in Deutschland jedoch nur jeden siebten Studienabsolventen. Je nach Stellensituation an den Hochschulen, der unterschiedlichen Bedeutung für die Karrierechancen und den vorhandenen Forschungs- und Fördergeldern ergeben sich in den verschiedenen Fachrichtungen jedoch unterschiedliche Bilder: Am ehesten entschließen sich Naturwissenschaftler und Ingenieure zu einer Dissertation, verhältnismäßig selten wird der Pfad in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften eingeschlagen.

Neue Formen erlauben eine bessere Abstimmung auf Forschungsziele und Lebensumstände

Bereits seit dem 18. Jahrhundert ist die Schriftlichkeit (neben der mündlichen Verteidigung) als Form für eine Dissertation vorgeschrieben und wurde auch weitestgehend für vorgängige akademische Arbeiten übernommen. Dennoch haben die unterschiedlichen Anforderungen in verschiedenen Fachrichtungen zu einer großen Vielfalt an Arbeitsweisen und Endprodukten geführt. Parallel zur Dissertation am betreuenden Institut angestellt zu sein, ist in Deutschland nach wie vor der Regelfall. Jeder Vierte erhält zudem Fördergelder. Daneben wird jedoch vermehrt die Möglichkeit genutzt, außeruniversitäre Betriebe oder Forschungseinrichtungen einzubinden. Viele Studierende sammeln auf diese Weise bereits während der Diplomarbeit Praxiserfahrung, bei der Dissertation ist es rund jeder Zehnte. Ebenfalls beliebt ist die „externe“ Dissertation: Einer von vier angehenden Doktoren schätzt die zusätzliche Flexibilität und tritt erst mit einem fertigen Entwurf seiner Arbeit an einen Betreuer heran. Zusätzlich gibt es vermehrt Angebote von strukturierten Programmen, welche den Besuch bestimmter Vorlesungen oder Seminare vorschreiben und es oft zulassen, innerhalb einer Forschungsgruppe zu arbeiten.

Darf’s ein bisschen mehr sein?

Während bei vorgängigen akademischen Arbeiten der erwünschte Umfang oft in Seitenzahlen vorgegeben ist, kann dieser bei einer Dissertation stark variieren. Schließlich kann das Kernstück hier ein Experiment, eine Serie von Beobachtungen, eine Analyse von Daten, ein praktisches Projekt oder eine Sammlung theoretischen Überlegungen sein. Albert Einsteins Dissertation an der Universität Zürich umfasste gerade einmal 17 Seiten, während sich unter den an der University of Chicago verfassten Dissertationen im Fachbereich Archäologie ein Werk von stolzen 2.200 Seiten findet. Zudem verleihen einige Fakultäten den Doktorgrad teilweise auf Grund mehrerer, zusammenhängender Journalartikel.

Die Diplomarbeit bereitet also auf eine Dissertation vor, und diese wiederum auf eine Forschungslaufbahn und die Publikation von Artikeln. Auch davon gibt es jedoch selbstverständlich Ausnahmen: Bei Marie Curie zum Beispiel kann von Vorbereitung keine Rede sein. Sie erhielt ihren ersten Nobelpreis bereits auf Grund von Arbeiten zu ihrer Dissertation.