Nur einer aus zwei bis drei Promovierenden hält es tatsächlich bis zum PhD Titel durch. Für viele geeignete und begabte Kandidaten ist letztlich doch der Druck zu hoch, die Strukturen zu starr und die Zukunftsaussichten zu unsicher. Der Beitrag der eigenen Arbeit erscheint im Verhältnis dazu plötzlich zu gering, um den Doktorandenalltag mehrere Jahre lang auszuhalten. Um diesem Szenario zu entgehen, sollten Sie diese vier Fallen vermeiden:
Den Titel idealisieren
Wer eine Doktorarbeit in Angriff nimmt hat ein klares, wenn auch weit entferntes Ziel: Nämlich diese erfolgreich zu verteidigen, das erstrebte „Dr.“ als Titel zu führen und den nächsten Karriereschritt in Angriff nehmen zu können. In einer von Leistungsdruck ausgezeichneten Umwelt ist es jedoch einfach, die Perspektive zu verlieren. Plötzlich sind viele Kollegen, an denen man sich misst, ebenfalls Experten im gewählten Gebiet. Dazu kommt die Verantwortung für Forschungsresultate und dafür, Gelder nicht zu verschwenden. Viele Doktoranden haben den Wunsch oder die Auflage, sich durch Konferenzteilnahmen einen Namen zu machen und möglichst eine erste Publikation zu erreichen. Darauf reagieren nicht wenige Personen auf eine selbstzerstörerische Art, entwickeln bisweilen sogar Depressionen, Angststörungen oder Burnouts. Ein gewisses Maß an Verbissenheit und Disziplin ist unbestrittenerweise erforderlich, um erfolgreich einen akademischen Werdegang zu verfolgen. Krankmachen sollte dieser allerdings auf keinen Fall. Überlegen Sie sich, wie viel Ihnen der Titel wirklich wert ist und ob einige Meilensteine allenfalls auf spätere Karrierephasen verschoben werden können. Suchen Sie im Zweifelsfall Unterstützung!
Freizeit aufgeben
Auf den erheblichen Druck reagieren einige Doktoranden damit, übermäßig viele Wochenstunden in ihre Wissenschaft zu investieren und geben dabei das persönliche Umfeld und ihre Freizeitaktivitäten fast völlig auf. Andere wissen vor lauter Ansprüchen nicht, wo zu beginnen, verheddern sich in Unwichtigem und arbeiten unproduktiv. Beide Extreme machen einen Abbruch wahrscheinlicher. Die Herausforderung, einen langfristig gangbaren Mittelweg zu finden, ist natürlich nicht auf die Welt der Wissenschaft beschränkt und die Erfolgsrezepte sind letztlich individuell sehr verschieden. Wer Wissenschaft, Arbeit und Familie kombinieren will, steht besonders unter Druck. Für einige ist die Dreifachbelastung nicht zu bewältigen, anderen wiederum sind die festen Strukturen, die dazu nötig sind, hilfreich. Ganz ohne „Überstunden“ ist die Promotion wahrscheinlich nicht zu erreichen, aber wer seine Freizeit und anderen Interessen nicht komplett vernachlässigt, ist meist auf dem richtigen Pfad.
Finanzielles in den Hintergrund rücken
Stipendien, Einstiegsstellen an der Fakultät und Teilzeitarbeit ermöglichen kein Leben in Saus und Braus. Die Entscheidung für die Wissenschaft ist im Normalfall vom Interesse am Fachgebiet und von Idealismus getrieben. Wenn sich dann der Wissenschaftsalltag als weniger spektakulär erweist als erträumt, die Strukturen und Hierarchien den eigenen Ideen bisweilen im Weg stehen und die Resultate nicht der Erwartung entsprechen, können die Lohnpakete der Privatwirtschaft zum Sirenengesang werden. Überlegen Sie von Anfang an, wie Ihre finanzielle Situation während des Doktorats aussehen wird, und was realistische Zukunftsaussichten sind. Schämen Sie sich nicht, dieses Thema ehrlich in Ihre Entscheidung miteinzubeziehen.
Forschungsresultate beschönigen
Eigentlich selbstverständlich. Nur: Unter dem Druck des Doktorvaters, bei der Erwartungshaltung an die eigene Karriere und ob der Enttäuschung, Monate oder Jahre vergeblich einer Idee geopfert zu haben, die sich nicht recht untermauern lässt… kommen diese Faktoren zusammenkommen, werden moralische Bedenken bisweilen plötzlich zu einer weniger bindenden Richtlinie. Rufen Sie sich in solchen Momenten sehr deutlich die Konsequenzen vor Augen, die auf Sie zukommen, wenn Ihre Publikation im Nachhinein angezweifelt wird! Sich davon zu erholen ist schwieriger, als eine Karriere auf einem Doktortitel ohne Publikation aufzubauen, oder auf einer Publikation in einem weniger prestigeträchtigen Journal. Machen Sie sich auch klar, wer diese Konsequenzen tragen wird: Sie oder der drängelnde Vorgesetzte?