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Lernen, beweisen, beitragen – Wissenschaftliche Arbeiten im Studium

thesis-vs-dissertationStudierende erlernen das wissenschaftliche Arbeiten in verschiedenen Stufen: Seminararbeiten sind erste Etappen. Sie erlauben es, sich den Stand der Forschung in einem Teilgebiet anzueignen und sind gleichzeitig Fingerübungen in Methodik, wissenschaftlichem Schreiben und sinnvollem Vorgehen.

Den Stand der Forschung gemeistert, die weißen Flecken angepackt

Als Krönung des Studiums stellt dann die Masterarbeit unter Beweis, dass diese Anforderungen „gemeistert“ wurden (ebenso natürlich die Diplom-, Magister- oder Lizentiatsarbeit). Der Studierende hat sich, oftmals in einem vorgegebenen Themenkreis, an den Rand des kartographierten Wissens begeben, kann dieses bewerten, es formal korrekt anwenden und durch eigene Gedanken oder Beispiele ergänzen. Ebenso wird eine gute Arbeit aber zwangsläufig die weißen Flecken auf der wissenschaftlichen Landkarte herausarbeiten. Nicht selten ergeben sich hier Anknüpfungspunkte zu einer Dissertation. Wenn auch die Weiterentwicklung einer vorherigen Arbeit umstritten ist, so steht die Erschließung neuen Wissens in jedem Fall im Zentrum einer Doktorarbeit. Diese soll unbedingt einen bedeutenden, eigenständigen und neuen Beitrag zum gewählten Feld leisten und muss entsprechend auch publiziert werden. Der Neuling beweist, dass er durch seine Fähigkeiten in der Forschung würdig ist, zum Kreis der Experten zu gehören. Entsprechend den breiter gefassten Anforderungen und dem bedeutend höheren Zeitaufwand ergreift der nötige Forschergeist in Deutschland jedoch nur jeden siebten Studienabsolventen. Je nach Stellensituation an den Hochschulen, der unterschiedlichen Bedeutung für die Karrierechancen und den vorhandenen Forschungs- und Fördergeldern ergeben sich in den verschiedenen Fachrichtungen jedoch unterschiedliche Bilder: Am ehesten entschließen sich Naturwissenschaftler und Ingenieure zu einer Dissertation, verhältnismäßig selten wird der Pfad in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften eingeschlagen.

Neue Formen erlauben eine bessere Abstimmung auf Forschungsziele und Lebensumstände

Bereits seit dem 18. Jahrhundert ist die Schriftlichkeit (neben der mündlichen Verteidigung) als Form für eine Dissertation vorgeschrieben und wurde auch weitestgehend für vorgängige akademische Arbeiten übernommen. Dennoch haben die unterschiedlichen Anforderungen in verschiedenen Fachrichtungen zu einer großen Vielfalt an Arbeitsweisen und Endprodukten geführt. Parallel zur Dissertation am betreuenden Institut angestellt zu sein, ist in Deutschland nach wie vor der Regelfall. Jeder Vierte erhält zudem Fördergelder. Daneben wird jedoch vermehrt die Möglichkeit genutzt, außeruniversitäre Betriebe oder Forschungseinrichtungen einzubinden. Viele Studierende sammeln auf diese Weise bereits während der Diplomarbeit Praxiserfahrung, bei der Dissertation ist es rund jeder Zehnte. Ebenfalls beliebt ist die „externe“ Dissertation: Einer von vier angehenden Doktoren schätzt die zusätzliche Flexibilität und tritt erst mit einem fertigen Entwurf seiner Arbeit an einen Betreuer heran. Zusätzlich gibt es vermehrt Angebote von strukturierten Programmen, welche den Besuch bestimmter Vorlesungen oder Seminare vorschreiben und es oft zulassen, innerhalb einer Forschungsgruppe zu arbeiten.

Darf’s ein bisschen mehr sein?

Während bei vorgängigen akademischen Arbeiten der erwünschte Umfang oft in Seitenzahlen vorgegeben ist, kann dieser bei einer Dissertation stark variieren. Schließlich kann das Kernstück hier ein Experiment, eine Serie von Beobachtungen, eine Analyse von Daten, ein praktisches Projekt oder eine Sammlung theoretischen Überlegungen sein. Albert Einsteins Dissertation an der Universität Zürich umfasste gerade einmal 17 Seiten, während sich unter den an der University of Chicago verfassten Dissertationen im Fachbereich Archäologie ein Werk von stolzen 2.200 Seiten findet. Zudem verleihen einige Fakultäten den Doktorgrad teilweise auf Grund mehrerer, zusammenhängender Journalartikel.

Die Diplomarbeit bereitet also auf eine Dissertation vor, und diese wiederum auf eine Forschungslaufbahn und die Publikation von Artikeln. Auch davon gibt es jedoch selbstverständlich Ausnahmen: Bei Marie Curie zum Beispiel kann von Vorbereitung keine Rede sein. Sie erhielt ihren ersten Nobelpreis bereits auf Grund von Arbeiten zu ihrer Dissertation.